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Tamilen-Rebellen: Schreckensherrschaft

Seine Karriere begann mit einem eiskalten Mord und endete mit dem Tod Hunderter Landsleute, die er und seine Tamilen-Rebellen als „lebende Schutzschilde“ festhielten. Velupillai Prabhakaran gilt als einer der blutrünstigsten Guerilla-Chefs der Welt. Lange vor Al Qaida setzte er auf Selbstmordanschläge.

Noch als die Schlacht längst verloren war, schickte er zwölfjährige Kinder an die Front. Nun scheint seine Organisation LTTE nach 26 Jahren vor dem Aus zu stehen. Prabhakarans Verbleib ist jedoch unklar.

Es gehört zur Ironie der Geschichte, dass der 55-Jährige die Totengräber der LTTE wohl selbst bestellt hat. Nach glaubwürdigen Berichten hat er den Sieg bei der Präsidentenwahl 2005 für Millionen Dollar an den singhalesischen Hardliner Rajapakse verkauft. Damals verbot Prabhakaran den Tamilen in den LTTE-Gebieten zu wählen. Es war leicht auszurechnen, dass diese Stimmen Rajapakses moderatem Rivalen Ranil Wickremasinghe zum Sieg fehlen würden. Wickremasinghe wollte den Tamilen weitgehende Eigenständigkeit im Osten und Norden zugestehen, um den Konflikt zu beenden. Aber Prabhakaran brauchte nach mehrjähriger Waffenruhe wieder den blutigen Konflikt, um die versiegenden Geldflüsse aus der tamilischen Diaspora und den schwindenen Rückhalt im eigenen Volk zu stärken.

Kurz nach der Wahl startete die LTTE eine Serie von blutigen Anschlägen. Es wurde deutlich, dass es mit dem psychopathischen LTTE-Chef nie Frieden geben würde. Die EU brandmarkte darauf die LTTE 2006 als Terrorgruppe. Und Prabhakaran hatte sich verschätzt. Das Rajapakse-Regime startete eine erbitterte Offensive gegen die LTTE, die einst ein Drittel der Insel faktisch kontrollierten.

Seinen ersten politischen Mord beging Prabhakaran als 20-Jähriger: Er erschoss den Bürgermeister von Jaffna, einen tamilischen Christen. 1976 gründete er die LTTE, die er zu einer gnadenlosen Tötungsmaschine formte. Seit 1983 kostete der Krieg über 75 000 Menschen das Leben. 240 Suizidanschläge werden den „schwarzen Tigern“ angelastet. Besonders gerne schickte Prabhakaran Frauen mit falschem Schwangerenbauch als lebende Bomben los. Besessen von Größenwahn, errichtete er in den von ihm „befreiten“ Gebieten ein Schreckensregime. Kritiker und moderate Tamilen-Führer ließ er ausschalten, um jegliche Opposition zu ersticken. Sein Rachedurst kannte kaum Grenzen: Weil Indien von 1987 bis 1990 Friedenstruppen nach Sri Lanka entsandt hatte, ließ er 1991 den früheren indischen Premier Rajiv Gandhi ermorden. Von seinen Leuten verlangte Prabhakaran, der sich als „Sonnengott“ feiern ließ, blinden Gehorsam. Ähnlich wie Hitler habe sich Prabhakaran in seinen letzten Tagen in eine „Welt der Illusion“ geflüchtet, schreibt der indische Analyst B. Raman. Christine Möllhoff

Christine Möllhoff

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