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Nicht nur klassisch auf der Straße im Einsatz: Polizeiarbeit findet immer häufiger vor dem Computer statt.

© dpa

Cyberkriminalität: „Täter sind oft schwerer auszumachen“

Fast alle Straftaten können im Internet geplant und ausgeführt werden. Das stellt auch die Polizei vor immer größere Herausforderungen.

Herr Klemens Müller, Sie leiten beim Landeskriminalamt in Berlin das Kommissariat für „Qualifizierte Cyberkriminalität“. Was ist darunter zu verstehen?

Es ist nicht so abgehoben, wie es sich anhört. Im Internet gibt es eine große Bandbreite von Straftaten, von Betrugstaten über Kinderpornographie bis hin zu Terrorismus. Wir kümmern uns um Delikte, bei denen über Netzwerke Rechner angegriffen werden. Hacking zum Beispiel und die Erpressung, die häufig damit zusammenhängt. Wann immer also der Rechner nicht nur das Mittel ist, eine Straftat zu begehen, sondern auch der Rechner eines Geschädigten attackiert wird.

Wie hat sich Ihr Polizeialltag durch die Digitalisierung verändert?
Ich bin in diesem Kommissariat seit es 2001 gegründet wurde. Vorher habe ich 17 Jahre im Einbruchsbereich gearbeitet. Ich habe also wirklich die Welten gewechselt. Man muss schon immer auf dem neusten Stand bleiben. Es wird von mir als Leiter erwartet, dass ich mich mit Betriebssystemen auskenne, dass ich weiß, wie die Schadprogramme funktionieren und was es aktuell an technischen Angriffen stattfindet. Wir Beamte müssen selbst aber keine studierten Informatiker sein.

Ist für Sie das Bedrohungspotenzial in der virtuellen Welt inzwischen größer als in der realen?
Ja, da gehe ich grundsätzlich von aus. Man kann nahezu jede Straftat im Internet planen und ausführen. Täter können immensen Schaden anrichten, allein durch das Lahmlegen von Betriebssystemen und Servern. Auch haben sie viel bessere Möglichkeiten, zu kommunizieren. Sie müssen sich nicht mehr irgendwo treffen, wo wir ihnen nachstellen können. Heute sind Tatverdächtige nicht immer so einfach ausmachen.

Wäre da ein heimliches Mitlesen à la NSA nicht praktisch?
Nein, da widerspreche ich mit ganz großer Entschiedenheit. Ich will auch nicht, dass man meine Mails liest und mir beim telefonieren zuhört. Es kann nicht unser Ziel sein, jeden bis ins Detail zu überwachen.

Also sind Sie auch nicht für einen Vorstoß in Sachen Vorratsdatenspeicherung?
Wir müssen sicher nicht über Jahre auf Gedeih und Verderb Daten speichern, da steht der Aufwand in keinem Verhältnis zum Nutzen. Aber als früher Daten noch etwa drei Monate gespeichert wurden, hat das die Arbeit für uns schon manchmal erleichtert. Wir warten jetzt hier in Berlin einfach mal ab, was die Politik entscheidet und arbeiten dann damit.

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