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Politik: Telekom: Weniger Lohn für 50 000

Mitarbeiter sollen in neue Firmen ausgegliedert werden / Konzern will Billigmarke im Mobilfunk starten

Die Deutsche Telekom will 50 000 Mitarbeiter für weniger Geld länger arbeiten lassen. Sie sollen in drei neue eigenständige Servicegesellschaften ausgelagert werden, für die die Telekom-Tarife nicht mehr gelten. Dies ist einer der Schritte, mit dem der Konzern in den nächsten Jahren Milliarden einsparen will. Telekom- Chef René Obermann kündigte am Donnerstag in Bonn zudem an, dass der Konzern noch vor dem Sommer eine neue Billigmarke für Mobilfunk und DSL-Anschlüsse starten wolle. Außerdem sollen der Service für die Kunden deutlich verbessert und Marketing sowie Werbung entschlackt werden.

Die Telekom befindet sich in einer schwierigen Situation: Insgesamt stieg der Umsatz 2006 um knapp drei Prozent auf 61,3 Milliarden Euro. Dabei wächst das Geschäft im Ausland, doch die Umsätze im inländischen Festnetz schrumpfen, weil der Wettbewerb immer härter wird. So kündigten 2006 mehr als zwei Millionen Kunden ihren Festnetzanschluss. Gleichzeitig sinken die Preise – nicht nur im Festnetz, sondern auch für Internet und Mobilfunk. Durch die Einbußen im Inland brach der Gewinn im vergangenen Jahr um mehr als 43 Prozent ein – von 5,6 auf 3,2 Milliarden Euro. Im vierten Quartal schrieb der Konzern sogar rote Zahlen.

Obermann kündigte an, die Telekom werde auch im Ausland wieder zukaufen. Ohne eine starke Basis auf dem Heimatmarkt sei das jedoch nicht möglich: „Unser Hauptthema ist die Verbesserung unserer Wettbewerbsfähigkeit auf dem deutschen Markt“, sagte Obermann. Bis zum Jahr 2010 sollen 4,2 bis 4,7 Milliarden Euro im Vergleich zu 2005 eingespart werden – vor allem durch neue Technik, aber auch durch Steigerung der Produktivität. Durch die neuen Servicegesellschaften sollen allein beim Personal die Kosten um bis zu 900 Millionen Euro reduziert werden. Hier liege die Telekom bis zu 50 Prozent über dem marktüblichen Niveau, argumentierte Obermann.

Die Beschäftigten müssen nicht nur mit massiven Einschnitten beim Gehalt rechnen, sie sollen künftig auch deutlich länger arbeiten. Die Arbeitszeit in der Festnetzgesellschaft T-Com lag bisher bei 34 Stunden. Das müsse sich in Richtung 40 Stunden bewegen, wie es bei den Wettbewerbern auch der Fall sei, sagte Obermann.

„Wir haben nicht die Absicht, den Betroffenen das Einkommen um 50 Prozent zu streichen“, sagte Obermann. Er habe Verständnis für die Unsicherheit, die bei den Beschäftigten herrsche. Aber es gebe keine Alternative zu den Reformen. „Wir segeln knapp über Grund. Wir müssen verhindern, dass wir auf Grund laufen“, sagte der Telekom-Chef. Die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi kündigte massiven Widerstand gegen die Pläne an und schließt auch Streiks nicht aus.

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