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Politik: Terror mit Ansage

In Pakistan war mit einen Anschlag auf Benazir Bhutto gerechnet worden. Verhindert wurde er nicht

Berlin - Schon in den vergangenen Tagen hatte es Drohungen gegen die Heimkehrerin gegeben. Präsident Pervez Musharraf selbst hatte der früheren Regierungschefin nahegelegt, ihre Rückkehr nach Pakistan noch zu verschieben; als Benazir Bhutto am Donnerstag nach acht Jahren im Exil dennoch in Karatschi eintraf, sicherten rund 20 000 Beamte ihren Straßenumzug, die Volkspartei (PPP) selbst soll noch einmal 5000 eigene Sicherheitskräfte mit auf den Weg geschickt haben. Geholfen hat es nichts.

Kurz vor Mitternacht, der umgebaute Lastwagen, von dem aus die Ex-Premier noch kurz zuvor ihren Anhängern zugewinkt hatte, war seit fast zehn Stunden im Schneckentempo unterwegs, explodierte auf der Karsaz Road zwei Bomben. Erst eine kleiner Rumms, der Aufmerksamkeit erregt und Neugierige anlockt, und dann ganz in der Nähe von Bhuttos Wagen die heftige Detonation, die mindestens 130 Menschen tötet und viele Hundert verletzt. Bhutto aber geschieht nichts, sie war Minuten zuvor vom Dach des Lasters in das gepanzerte Innere hinabgestiegen.

Es ist einer der schlimmsten Anschläge in Pakistans an Gewalt reicher Geschichte. Selbst bei den Attentaten in den vergangenen Monaten, die nach der Erstürmung der Roten Moschee in Islamabad extrem zugenommen haben, wurden nicht so viele Menschen auf einen Schlag getötet. Noch in der Nacht machte Benazirs Ehemann Asif Zardari, in Pakistan extrem unbeliebt und im Exil in Dubai geblieben, per Ferndiagnose Mitglieder des Geheimdienstes für das Massaker verantwortlich, Australiens Premier John Howard, erklärte in Karatschi die Terrororganisation Al Qaida zum Täter. Pervez Musharraf, der selbst mehrere Anschläge von Islamisten nur mit viel Glück überlebt hat, telefonierte am Freitag laut des Senders Geo TV mit Bhutto und verurteilte den Anschlag. Dabei sollen beide gemeinsame Anstrengungen im Kampf gegen den Terror und für Demokratie vereinbart haben. Innenminister Aftab Sherpao sagte dem Sender, Bhutto sei vor ihrer Ankunft über gegen sie gerichtete Anschlagspläne informiert worden, sie habe aber auf den Straßenumzug bestanden.

Die Rückkehr der westlich orientierten Bhutto ist auf Drängen der USA zustande gekommen, die von dem seit 1999 regierenden Militärmachthaber Pervez Musharraf mehr Bemühungen in Richtung Demokratie und einen erfolgreicheren Kampf gegen die Islamisten im Land fordern. Und auch weil es sich bei den Attentätern wohl um einen oder mehrere Selbstmordattentäter handelte, liegt es nahe, dass die Täter tatsächlich Islamisten waren. Der gut informierte Pakistanreporter der „Asiatimes“ erinnert jetzt an Baitullah Mehsud, den Anführer der Militanten in Südwaziristan an der afghanischen Grenze. Der habe Extremisten in Karatschi angewiesen, Benazir zu töten - auch, weil sie als einzige Oppositionspolitikerin den Angriff des Militärs auf die Islamisten in der Roten Moschee im Sommer unterstützt und deren Ideologie kritisiert habe.

In gewisser Weise könnte die Bluttat vom Donnerstag die komplizierte Kooperation zwischen Bhutto und Musharraf im Blick auf ein Regierungsbündnis nach den Wahlen im Januar vielleicht sogar stärken. Beide haben mit den Islamisten den selben lebensbedrohlichen Feind. Bhutto selbst kündigte am Freitag in einer ersten Stellungnahme an, den Wahlkampf fortzusetzen. Anders als ihr Mann gab sie auch nicht der Regierung die Schuld. Der Angriff sei eine Attacke auf die Demokratie und die Menschlichkeit, sagte sie: „Einheit und Integrität Pakistans aber hängen davon ab, dass in unserem Land die Demokratie wieder hergestellt wird“.

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