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Terrordrohung gegen Deutschland: "Wir können uns nicht wegducken"

Islamisten drohen in Videos mit Anschlägen, wenn Deutschland seine Truppen nicht aus Afghanistan abzieht. Politiker von Regierung und Opposition geben sich jedoch entschlossen, sich davon nicht beeindrucken zu lassen.

Berlin - Unions-Fraktionsvize Wolfgang Bosbach (CDU) sagte, es sei ein Fehler, zu glauben, dass Deutschland sicherer werde, wenn es sich aus dem Kampf gegen den internationalen Terror heraushalte. Der Grünen-Außenpolitiker Jürgen Trittin sagte, man könne sich vor solchen Konflikten nicht wegducken. Der Terrorismusexperte Rolf Tophoven sagte, die Anschlagsdrohungen gegen Deutschland seien durchaus ernst zu nehmen.

Die Entführer zweier Deutscher im Irak hatten am Wochenende gefordert, Deutschland solle innerhalb von zehn Tagen mit dem Abzug seiner Truppen in Afghanistan beginnen. Sonst würden die Geiseln getötet. Kurz darauf forderte eine zweite Islamistengruppe die deutsche und die österreichische Regierung zum Truppenabzug aus Afghanistan auf. Derzeit sind in dem Land etwa 3000 deutsche Soldaten im Einsatz. Der Bundestag hatte Ende vergangener Woche dem Einsatz von "Tornado"-Aufklärungsflugzeugen in Afghanistan zugestimmt.

Bosbach: Kein Schutz vor Terror durch Truppenabzug in Afghanistan

Bosbach hielt an dem Beschluss zum Einsatz der "Tornados" im Süden Afghanistans fest. "Wir haben eine anhaltend besorgniserregende Bedrohungslage in Deutschland, und wir wissen, dass auch außenpolitische Entscheidungen die Sicherheitssituation in Deutschland verändern können", sagte er. Es wäre jedoch ein kapitaler Fehler anzunehmen, dass sich die Sicherheitslage verbessere, wenn sich Deutschland am Kampf gegen den internationalen Terror nicht beteilige.

Trittin vermutete hinter den Drohungen der Entführer gegen Deutschland den Versuch, die Lösegeldforderung nach oben zu treiben. Mit solchen Einschüchterungsversuchen sollten Regierungen öffentlich unter Druck gesetzt werden, rasch die verlangten Summen zu zahlen. Er warnte vor der Illusion, Deutschland könne sich vor Terrorismus schützen, wenn es sich nicht mehr in Afghanistan engagiere.

Hintergrund der Entführung weiter unklar

Tophoven sagte, die Situation sei Besorgnis erregend, auch wenn die Behörden noch keine Hinweise auf konkrete Anschläge hätten. Er sehe einen möglichen Zusammenhang mit der Bundestagsentscheidung zur "Tornado"-Entsendung nach Afghanistan. "Je mehr wir uns da engagieren, umso eher werden wir Terror-Zielgebiet", sagte er. Zwar sei auch nicht auszuschließen, dass es sich um kriminelle Terror-Trittbrettfahrer handele. Auf jeden Fall seien sie absolute Medienprofis.

Ein politischer Hintergrund sei im Fall der deutschen Geiseln keinesfalls sicher. Die Entführer wüssten, dass Deutschland die Forderung nach einem Rückzug der Soldaten aus Afghanistan niemals erfüllen könne. "Sehr häufig werden unerfüllbare politische Forderungen gestellt, um so am Ende ein höheres Lösegeld kassieren zu können», sagte Tophoven. (tso/ddp)

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