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Politik: Terrorziel Deutschland?

Al-Qaida-Mitglied in Pakistan festgenommen – bei ihm soll auch ein Berlin-Plan gefunden worden sein

Von Frank Jansen

Berlin - Die pakistanischen Sicherheitsbehörden haben am Sonntag in Faisalabad einen Terrorverdächtigen festgenommen, der als bedeutendes Al-Qaida-Mitglied gilt – und womöglich Anschläge in Deutschland plante. Bei dem Mann namens Osama bin Jousaf seien Stadtpläne von Berlin und Frankfurt am Main gefunden worden, sagte am Dienstag der pakistanische Journalist Mubasher Bukhari dem Tagesspiegel. Bukhari, der sich auf einheimische Sicherheitsexperten berief, hatte für die pakistanische Zeitung „Daily Times“ über die Festnahme von Jusaf berichtet. Außer den beiden gedruckten Stadtplänen seien auch vier Pläne deutscher Städte, darunter wiederum Berlin und Frankfurt, sowie britischer, italienischer und pakistanischer Metropolen auf Jusafs Computer gefunden worden.

Deutsche Sicherheitskreise konnten am Dienstag lediglich bestätigen, dass es zu der Festnahme gekommen ist. Ob Jusaf Anschläge in Deutschland, Italien, Großbritannien oder Pakistan vorbereitet hat, sei unklar. Nach Informationen der „Daily Times“ hörten die pakistanischen Sicherheitsbehörden Telefonate Jusafs nach Deutschland, Italien und Großbritannien ab. Am vergangenen Sonnabend soll Jusaf zweimal lange mit einer Person in Deutschland gesprochen haben. Um wen es sich handelt, ist bislang nicht zu erfahren.

Nachdem die Sicherheitskräfte am Sonntag Jusaf festgenommen hatten, fanden sie in seiner Wohnung auch drei Handgranaten sowie Waffen und Munition. Bei den ersten Verhören sagte der 36 Jahre alte Mann, er habe 1992 in Afghanistan ein Guerilla-Training absolviert. Ein Jahr danach sei er bei Kämpfen in Afghanistan verwundet worden, später kam er in Kontakt zu Al Qaida.

Die pakistanischen Behörden haben Jusaf laut „Daily Times“ in den vergangenen Jahren dem Umfeld des Führungszirkels Al Qaidas zugerechnet. So soll Jusaf mit der früheren Nummer drei der Terrorvereinigung, Abu Faradsch al Liby, in Verbindung gestanden haben. Der Libyer galt als Nachfolger des Chefplaners der Anschläge vom 11. September 2001, Khalid Scheich Mohammed, der sich inzwischen in US-Gewahrsam befindet. Abu Faradsch selbst wurde im Mai dieses Jahres von der pakistanischen Polizei festgenommen.

Jusaf soll auch Kontakte zu dem Topterroristen Amjad Hussain Farooqi unterhalten haben, den die USA für einen der Hintermänner des 2002 in Pakistan verübten Mordes an dem amerikanischen Journalisten Daniel Pearl halten. Farooqi wurde 2004 von pakistanischen Sicherheitskräften erschossen.

Die heimischen Behörden zählten Jusaf außerdem zur Terrorgruppe Lashkar-e-Jhangvi, sagte der Journalist Mubasher Bukhari. Lashkar-e-Jhangvi („Kampfesheer“), mit Al Qaida verbündet, hat zahlreiche Anschläge verübt und wurde Anfang 2002 vom pakistanischen Präsidenten Pervez Musharraf verboten.

Welcher Bedrohung Deutschland ausgesetzt ist, lässt sich womöglich auch den Daten entnehmen, die auf der Computer-Festplatte des früheren Al-Qaida-Anwerbers Mohambedu Ould Slahi gespeichert sein sollen. Das Magazin „Stern“ verfügt nach eigenen Angaben über mehr als 3000 Dateien des Mauretaniers, der im US-Lager Guantanamo einsitzt. In den Dateien sollen sich Angaben über mögliche Schläfer und Terrorzellen befinden. Genannt werden unter anderem Personen in Bremen und Augsburg.

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