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Politik: Umstrittene Waffen

Die NATO setzt im Krieg gegen Jugoslawien offenbar auch uranhaltige Munition ein.Entsprechende Einschätzungen amerikanischer Antikriegsinitiativen halten die "Internationalen Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs" (IPPNW) für "sehr wahrscheinlich".

Die NATO setzt im Krieg gegen Jugoslawien offenbar auch uranhaltige Munition ein.Entsprechende Einschätzungen amerikanischer Antikriegsinitiativen halten die "Internationalen Ärzte zur Verhütung eines Atomkriegs" (IPPNW) für "sehr wahrscheinlich".Der Sprecher der Deutschen Sektion der IPPNW, Jens-Peter Steffen, sagte: "Zwar verweigert die NATO Angaben über die zur Zeit verwendeten Waffensysteme, der Einsatz uranhaltiger Munition wurde jedoch auch nie dementiert."

Sicher ist, daß die Spezialmunition bereits im Golf-Krieg durch die Luftwaffe der US-Armee eingesetzt wurde.Kurz nach Ende des Krieges bestätigte das Pentagon die Verwendung von 315 Tonnen uranhaltiger Geschosse, in Berichten der UN-Flüchtlingskommission ist sogar von knapp 900 Tonnen die Rede.

Die Spezialmunition wird aus Uran 238, dem härtesten auf der Erde vorkommenden Material, hergestellt.Geschosse mit einem Uran-238-Kern durchschlagen selbst modernste Panzerungen.Das sogenannte "abgereicherte Uran" ist zudem kostengünstig, da es als Abfallprodukt in Kernkraftwerken und bei der Atomwaffenproduktion anfällt.Trifft das Geschoß auf ein Ziel, verbrennt es unter hoher Hitzeentwicklung, radioaktiver Staub wird freigesetzt.Zwar entwickeln die Munitionspartikel nur eine schwache Strahlung, wie alle Schwermetalle sind sie jedoch hochtoxisch.Wird das Uran-238 eingeatmet, kann es im Körper Krebserkrankungen oder Erbschäden hervorrufen."Die besondere Dimension dieser Munition zeigt sich erst nach dem Treffer", sagt IPPNW-Sprecher Steffen, "die Soldaten tragen Schutzanzüge, am schwersten betroffen ist die Zivilbevölkerung."

Daß die panzerbrechende Uran-238-Munition im derzeitigen NATO-Einsatz von amerikanischen A10 "Thunderbolt"-Kampfflugzeugen zum Einsatz kommt, ist auch nach Ansicht des "Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit" (BITS) wahrscheinlich.Das Zentrum befaßt sich hauptsächlich mit den Waffensystemen der NATO.BITS-Experte Gerhard Piper: "Das Pentagon hält die Gesundheitsgefahren unter Hinweis auf die Kriegssituation für zweitrangig.Ich denke, daß die Amerikaner kein Problem damit haben, Uran 238-Geschosse einzusetzen.Sie haben das im Golf-Krieg getan, warum sollten sie jetzt Probleme damit haben?"

PETER COHRS

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