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MERKEL

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Umweltschutz: Merkel drängt beim Klima zur Eile

Auf einer Konferenz in Potsdam bieten Nobelpreisträger der Politik ihre Hilfe an. Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) will den Klimawandel mithilfe eines internationalen Handels mit Zertifikaten für den CO2-Ausstoß bekämpfen.

„Langfristiges Ziel kann nur sein, dass sich die weltweiten Pro-Kopf-Emissionen angleichen“, sagte die Kanzlerin auf einem Klima-Symposium von Nobelpreisträgern in Potsdam. Die Klimakonferenz der UN im Dezember auf Bali müsse sich auf einen Fahrplan für ein Folgeabkommen des 2012 auslaufenden Kyoto-Protokolls einigen, sagte Merkel. Ein Folgeabkommen sei allerdings nur sinnvoll, wenn es konkret vorgebe, wie der Ausstoß des Treibhausgases Kohlendioxid weltweit auf rund zwei Tonnen pro Kopf gesenkt werden könne. In Deutschland liegt der Wert derzeit bei elf Tonnen. Sollte sich die internationale Staatengemeinschaft nicht auf einen weltweiten Handel mit CO2-Zertifikaten einigen können, seien regionale Initiativen eine Alternative.

Auch der Chef des UN-Klimarates IPCC, Rajendra Pachauri, betonte, die Pro-Kopf-Emission müsse weltweit als wesentliche Größe verwendet werden, um eine Senkung des CO2-Ausstoßes zu erreichen. Er appellierte an die Industrieländer, die Entwicklungsländer in den Kampf gegen den Klimawandel einzubeziehen. Es müsse schnell gehandelt werden, sagte der indische Ökonom. „Die Kosten einer Verzögerung sind enorm.“

In Europa gibt es bereits einen Handel mit Emissionsrechten, der aber wegen teilweise kostenloser Zuteilung der Rechte nur eingeschränkt funktioniert. Pläne gibt es auch im amerikanischen Bundesstaat Kalifornien oder in Hongkong. Der Handel mit CO2-Emissionsrechten sieht vor, dass jedes Land Zertifikate für eine bestimmte Menge Kohlendioxid erhält. Produziert es mehr CO2, müsste es von Ländern mit geringem Ausstoß weitere Rechte dazukaufen.

In Potsdam diskutieren bis zum Mittwoch 15 Nobelpreisträger aus verschiedenen Fachrichtungen und mehr als 30 Wissenschaftler darüber, wie der Erderwärmung sowie den ökologischen und ökonomischen Folgen begegnet werden kann. Sie wollen ein „Potsdam-Memorandum“ für die UN-Klimakonferenz in Bali verabschieden. Es soll eine Zustandsbeschreibung der klimatischen Bedingungen auf der Erde und eine globale Zielvereinbarung über den künftigen Klimaschutz beinhalten. „Wir brauchen so etwas wie einen weltweiten Apollo-Plan“, sagte Symposium-Initiator und Wissenschaftler Hans Joachim Schellnhuber vom Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung in Anspielung auf das gleichnamige Weltraumprogramm der Amerikaner zur Erforschung des Mondes. „Das klingt pathetisch, aber wir sind wahrlich in einer Situation, in der wir uns solchen Pathos leisten müssen.“ Physik-Nobelpreisträger Carlo Rubbia betonte, die Welt müsse völlig neue Methoden entwickeln, um den Klimawandel in den Griff zu kriegen.

Am Mittwoch wird Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD) bei dem Potsdamer Symposium erwartet. Der britische Ökonom und Regierungsberater Nicholas Stern sagte am Rande der Tagung: „Beim Klimaschutz erleben wir das größte Marktversagen, das die Welt jemals erlebt hat.“, Wenn jedes Land pro Jahr ein Prozent seines Bruttoinlandproduktes für den Klimaschutz aufwende, könnte dieser aber eingedämmt werden. „Wenn wir dazu nicht bereit sind, werden die Konsequenzen aus dem Klimawandel irgendwann so groß sein, dass das Wirtschaftswachstum dadurch gehemmt wird“, sagte der Wissenschaftler.

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