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Politik: UN-Beauftragter Tom Koenigs: "Das Ziel ist, sich überflüssig zu machen"

Als erster Grüner übernahm er die Kämmerei einer Großstadt, als erster Grüner macht er jetzt bei der UN Karriere: Der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs soll im Auftrag der UN eine zivile Verwaltung im Kosovo aufbauen. Mit ihm sprachen Claudia Lepping und Christoph Schmidt Lunau.

Als erster Grüner übernahm er die Kämmerei einer Großstadt, als erster Grüner macht er jetzt bei der UN Karriere: Der Frankfurter Umweltdezernent Tom Koenigs soll im Auftrag der UN eine zivile Verwaltung im Kosovo aufbauen. Mit ihm sprachen Claudia Lepping und Christoph Schmidt Lunau.

Sie hatten im Kosovo einen Tag die Gelegenheit, Eindrücke zu sammeln. Was werden Sie als Erstes anpacken?

Mit dem dortigen Team sprechen, was deren Erfahrungen aus den ersten sechs Wochen waren. Verglichen mit dem, was die in den sechs Wochen erlebt haben, ist mein Eindruck unbedeutend.

Wie groß ist Ihr Stab?

Für diese Säule des Verwaltungsaufbaus sind zurzeit 25 Beamte eingesetzt, da werden 25 bis 30 hinzukommen, was die internationale Präsenz betrifft. Ich hoffe aber, dass wir sehr bald auch Leute aus dem Kosovo selbst gewinnen, das werden sehr viel mehr sein, allein die Schulverwaltung ist riesig.

Sind Sie optimistisch?

Das Team dort ist hoch motiviert, und das hat mich begeistert. Die Aufgabe ist eine Herkulesaufgabe, aber anders als die Sage erzählt: Herkules hat auch irgendwo angefangen und die Sache Schritt für Schritt gemacht.

Ist Ihr Auftrag eng umschrieben, oder sind Sie Macher für alles?

Der Auftrag ist zwar eng umschrieben, aber es wird sich herausstellen, daß es Krisenpunkte gibt, an denen man sofort intervenieren muß und andere, an denen man eher systematisch aufbauen kann. Das Gesamtziel ist, nicht eine Verwaltung auf Dauer aufzubauen, also eine Kolonialverwaltung, die auf ewig bleibt, sondern sich überflüssig zu machen.

Wie lange werden Sie zu tun haben im Kosovo?

Die Mission ist zunächst auf ein Jahr angelegt, aber es sagen alle, es wird Funktionen geben, die länger dauern, bei denen internationale Präsenz länger nötig ist; das gilt sowieso unbestritten für die militärische Präsenz. Man wird auch Supervisoren und Instrukteure brauchen über das Jahr hinaus. Aber das Ziel ist, innerhalb dieses Jahres demokratische Strukturen anzustoßen, die dann von den Kosovaren selbst getragen werden.

Werden Sie ganz im Kosovo leben müssen?

Ja, bei diesem Job kann man nicht abends nach Hause fahren!

Die KFOR-Truppen haben viele zivile und polizeiliche Aufgaben übernommen. Wann wird es neue, eigene zivile Strukturen im Kosovo geben können?

So bald wie möglich. Aber wenn sich die Truppen auch dieser Fragen annehmen, ist das erfreulich und trägt erheblich zum Ansehen der KFOR bei. Die helfen auch beim Aufbau. Ich habe gesehen, wie die Besatzung eines britischen Panzerspähwagens sich um einen Verkehrsunfall gekümmert hat. Mittel- und langfristig allerdings muss die Verwaltung regeln, was der Verwaltung zukommt. Aber für Kompetenzgerangel hat man dort keine Zeit.

Die UCK hat das Machtvakuum genutzt und viele Schlüsselpositionen übernommen. Wie gehen Sie damit um?

Im Augenblick ist überhaupt niemand legitimiert, außer der UN-Mission. Das muss man auch sehr deutlich machen. Für alle vor Ort gilt, sie können sich allein durch Wahlen legitimieren. Die Kräfteverhältnisse dort sind unklar. Deshalb finde ich die Entscheidung von Bernard Kouchner richtig, Kommunalwahlen schon im nächsten Frühjahr durchführen zu wollen.

In der Verwaltung sind in den zehn Jahren des passiven Widerstands gegen Belgrad Parallelstrukturen aufgebaut worden. . .

...an die anzuknüpfen sinnvoll ist. Die haben in langen Jahren ein funktionierendes Schulsystem aufgebaut, das auch jetzt wieder funktioniert. Allerdings werden sie auch dort multiethnische Strukturen einrichten müssen. Diese albanischen Schulen waren ja in einer Zeit aufgebaut worden, in der albanische Kinder keine geeignete Schule besuchen konnten, in einer Art Apartheid.

Was erwarten Sie von der Völkergemeinschaft, in deren Auftrag sie operieren?

Das, was man von der Obrigkeit üblicherweise erwartet. Unterstützung und die leitende Hand. Die Vereinten Nationen müssen darauf dringen, dass die gegebenen Zusagen eingehalten werden. Es müssen dringend Beamte entsandt werden, sowohl Polizisten als auch Verwaltungsbeamte. Es muss das versprochene Geld endlich bereitgestellt werden, und die technische Assistenz ist auch noch nicht vollständig aufgebaut. Das Einzige, was steht, mit der notwendigen Präsenz, ist der militärische Teil.

Sie haben in Frankfurt immer betont, dass Sie besonders gerne für die Feuerwehr zuständig sind. Nun dieser Feuerwehreinsatz. Weshalb mögen Sie die Feuerwehr?

Weil das eine zupackende Truppe ist, die das Allerwichtigste macht: Das Feuer zu löschen, Menschen zu retten, zu bergen, zu helfen. Das ist was Konkretes, was Herausforderndes, dessen Nutzen man sieht, was nicht zum Selbstzweck verkommt.

Sie hatten im Kosovo einen Tag die Gelegenheit[Ei]

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