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Politik: UN-Rassismuskonferenz: Hoffen auf Europa

Am Morgen danach sind die Spuren des Vorabends noch überall sichtbar: Hastig zusammengerückte Tische, notdürftig aufgehängte Transparente und ein paar mit Senf verschmierte Pappcontainer erinnern an den Aufruhr des Vorabends. Doch anders als in der Nacht zuvor, als das Durbaner Kongresszentrum mit seiner mächtigen Glasfassade einem Bienenhaus glich und ein erbitterter Kampf darüber ausbrach, wer als Erster vor die Kameras der Weltpresse trat, um den Rückzug der Amerikaner und Israelis von der Welt-Konferenz gegen Rassismus zu kommentieren, herrscht nun unterschwellig tiefe Ratlosigkeit.

Am Morgen danach sind die Spuren des Vorabends noch überall sichtbar: Hastig zusammengerückte Tische, notdürftig aufgehängte Transparente und ein paar mit Senf verschmierte Pappcontainer erinnern an den Aufruhr des Vorabends. Doch anders als in der Nacht zuvor, als das Durbaner Kongresszentrum mit seiner mächtigen Glasfassade einem Bienenhaus glich und ein erbitterter Kampf darüber ausbrach, wer als Erster vor die Kameras der Weltpresse trat, um den Rückzug der Amerikaner und Israelis von der Welt-Konferenz gegen Rassismus zu kommentieren, herrscht nun unterschwellig tiefe Ratlosigkeit. Und Frust.

Obwohl sich der Exodus von Amerikanern und Israelis bereits in den letzten Tagen abzeichnete, weil sich beide vergeblich gegen eine einseitige Verurteilung des jüdischen Staates im Entwurf für das Abschlussdokument der Konferenz stemmten, hatten offenbar nur wenige Delegierte wirklich mit einem solchen Schritt gerechnet. Wer lässt schon gerne eine Konferenz platzen, deren Zweck eigentlich darin bestand, den Blick auf die Schutzlosen dieser Welt zu richten?

Obwohl nur wenige der mehr als 10 000 Delegierten am Dienstag zu wissen schienen, wie es nun in den letzten Tagen der Konferenz weitergehen soll, wurde zumindest nach außen hin der Eindruck von "Business as usual" erweckt. Südafrikas Präsident Thabo Mbeki, für den die Konferenz als Gastgeber eigentlich ein großer Triumph werden sollte, sprach lapidar davon, dass die Amerikaner mit ihrem Rückzug einen ebenso schweren Irrtum begangen hätten wie zu Beginn der Konferenz, als sie in letzter Minute mit einer herabgestuften Delegation am Kap erschienen seien.

Obwohl vereinzelt auch Kritik am Vorgehen der arabischen Seite geäußert wurde, ärgerten sich die meisten Delegierten über die vermeintliche Arroganz der Amerikaner. Gleichzeitig mischt sich aber auch ein Schuss Erleichterung in die Enttäuschung über den Verlauf der Veranstaltung. Vielleicht, so hoffen viele, kann sich die Konferenz nun endlich den Themen zuwenden, die hier eigentlich besprochen werden sollten: der Aufbau von unabhängigen Justizsystemen, mehr Bildung und Ausbildung vor allem für Frauen und ein verbesserter Opferschutz.

Offiziell wurde die Parole ausgegeben, dass unter Führung der Europäischen Union nun mit Nachdruck an einem "grundsätzlich neuen" Abschlussdokument gefeilt würde. Der erste Anlauf dauerte bereits elf Stunden. Von Mitternacht bis 11 Uhr morgens am Dienstag saß man zusammen.

Der SPD-Außenpolitiker Markus Meckel verteidigte das Verbleiben der Vertreter Berlins in Durban. "Ich halte es für richtig, dass Deutschland da bleibt", sagte Meckel am Dienstag dem Tagesspiegel. "Klar ist, dass Israel den Nahostkonflikt unverhältnismässig führt. Kritik daran muss geübt werden. Nur darf die gesamte Konferenz an dieser Frage nicht scheitern."

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