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Politik: Unterstützt von Freiwilligenverbände gehen die russischen Einheiten weiter gegen die Rebellen vor

An den Lärm der schweren Transportmaschinen vom Typ Iljuschin haben sich die Bürger der dagestanischen Hauptstadt Machatschkala immer noch nicht gewöhnt. Man schaut gen Himmel und fragt sich, wo das alles enden soll.

An den Lärm der schweren Transportmaschinen vom Typ Iljuschin haben sich die Bürger der dagestanischen Hauptstadt Machatschkala immer noch nicht gewöhnt. Man schaut gen Himmel und fragt sich, wo das alles enden soll. Fast jeden Tag landen auf dem Flughafen von Machatschkala mehrere Transportmaschinen mit Soldaten und schwerem Gerät, welche dann weiter durch bergiges Gebiet in die Regionen Botlichsk und Zumadistskij transportiert werden. Die Region Zumadistskij nahe der tschetschenischen Grenze sei inzwischen von "Banditen" gesäubert, meldet das russische Innenministerium. Doch im Krisengebiet Botlichsk halten die Rebellen von 32 Dörfern immer noch sieben besetzt.

Innerhalb der letzten Woche hat Moskau 6000 Soldaten in das Krisengebiet verlegt. Die bisher nicht besetzten Dörfer am Rande des Kampfgebietes werden von 800 Freiwilligen bewacht, den sogenannten Inter-Brigadisten. Den Startschuß für die Mobilisierung der Freiwilligen gab der Bürgermeister von Machatschkala, Said Amirow. Allein aus Machatschkala zogen in den letzten Tagen 300 Männer ins Krisengebiet.

Täglich finden in ganz Dagestan Versammlungen unter freiem Himmel statt, auf denen die örtliche Macht mit der Bevölkerung über die Lage berät und zur Bildung von Freiwilligenverbänden aufruft. Die Versammlungen enden meist mit der Forderung nach ausreichender Bewaffnung und dem Ruf "Allah ist groß!". Die Männer, welche ihre eigenen Kalaschnikows mitgebracht haben, ballern in die Luft. Der Kampf um den Boden ist im Kaukasus eine heilige Sache. Für viele Männer in Machatschkala ist es ein ausreichender Grund, sich als Freiwillige am Kampf zu beteiligen, wenn einer der Verwandten in dem von den Rebellen besetzten Gebiet wohnt.

Der zentrale Lenin-Platz, um den sich die Regierungsgebäude gruppieren, ist weiträumig abgesperrt. Neben dem Gebäude des Staatsrates stehen Schützenpanzer, auf den Dächern haben Scharfschützen hinter Sandsäcken Position bezogen. In den Wohngebieten patrouillieren Soldaten, meist gemischte Gruppen von dagestanischen Polizisten und russischen OMON-Truppen.

Jawnus Dschambalajew, der Leiter des Freiwilligenstabes in Machatschkala, hält die Entscheidung des Bürgermeisters zur Bildung der Freiwilligenverbände für eine der wenigen vernünftigen Entscheidungen der letzten Zeit. Vor der Tür des Offiziers, im Haus der Regierung, stehen eine ganze Reihe von Männern, die sich als Freiwillige registrieren lassen wollen. Dschambalajew steht seit 16 Jahren im Dienst der russischen Armee. Drei Jahre davon verbrachte er in Afghanistan und Tadschikistan. Offiziell befindet er sich im Urlaub.

Nach fünf Tagen Einsatz werden die Einheiten durch frische Verbände ersetzt. Derzeit wird der Krieg nicht mit leichten Waffen, sondern mit Artillerie und Luftwaffe geführt. Moskau hat sich die Kriegsführung der NATO im Kosovo zum Vorbild genommen: Erst nach dem Einsatz der Luftwaffe sollen Bodentruppen eingesetzt werden.

Ulrich Heyden

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