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Politik: „Uran stammt aus Hanau“

Aber: Wie gelangte Kernbrennstoff in Privat-Besitz?

Von Michael Schmidt

Berlin - Das im niedersächsischen Lauenförde in einem Garten gefundene angereicherte Uran stammt nach Auskunft des 45-jährigen Mannes, in dessen Besitz sich die 110 Gramm radioaktiven Materials befanden, aus dem früheren Siemens-Brennelementewerk in Hanau. Das habe, wie sein Anwalt Reiner Weber am Freitag dem Tagesspiegel bestätigte, sein Mandant Hermann F. bereits in einem Schreiben ans Kanzleramt mitgeteilt, in dem er Angela Merkel (CDU) über den Kernbrennstoff informierte und damit eine spektakuläre Suchaktion auslöste. Angesichts des anhaltenden Rätselratens über die mögliche Herkunft des Materials fügte Weber hinzu: „Mehr kann er auch heute nicht dazu sagen.“

Die Sprecherin des niedersächsischen Umweltministeriums Jutta Kremer-Heye sagte, man habe keinen Anlass die Angaben anzuzweifeln, aber, da auch die Siemens AG zunächst keine Angaben machen konnte, auch keine weiteren Hinweise dafür. Das in 14 sogenannten Pellets abgefüllte Material wird kommende Woche im Institut für Transurane in Karlsruhe untersucht. Durch die Analyse der Zusammensetzung der Pellets und anhand einer eingeprägten Nummer hoffe man, die Herkunft binnen einer Woche klären zu können.

Bei der erneuten Durchsuchung von Grundstück und Haus des Mannes, der bei seinen Eltern lebt, einst ein eigenes Antiquitätengeschäft betrieb, heute aber nach mehreren Aufenthalten in der Psychiatrie arbeitslos ist, fand die Polizei keine weiteren Pellets. Wie der Sprecher der Hildesheimer Staatsanwaltschaft erklärte, werde gegen den Mann wegen unerlaubten Umgangs mit radioaktiven Stoffen ermittelt. Der Strafrahmen reiche von einer Geldstrafe bis zu einer Freiheitsstrafe von fünf Jahren.

Wie das Material in den Besitz des Mannes gelangen konnte, ist laut Staatsanwaltschaft ungeklärt. Anwalt Weber schilderte den Hergang wie folgt: Nach Angaben seines Mandanten habe der die Pellets 1991 von einem Bekannten aus der Drogenszene in Paderborn erhalten, in der er damals verkehrte. „Um die Öffentlichkeit aufzurütteln“ und zu zeigen, „wie leicht man in den Besitz solchen Materials kommen kann“, habe er versucht, Kontakt mit dem „Spiegel“ und Greenpeace aufzunehmen, doch habe ihn niemand ernst genommen. Danach habe er das Material im Wald vergraben und die Polizei informiert. Die Beamten fanden jedoch nichts. „Mein Mandant vermutete daher, er sei beobachtet und verfolgt und das Material entwendet worden“, sagt Weber. Der ganze Vorgang habe ihn psychisch so labil werden lassen, dass er wiederholt in die Psychiatrie eingeliefert wurde. Nach seiner Entlassung 2006 habe ihm die Sache keine Ruhe gelassen. Nach langem Suchen im Wald habe er das Material von damals doch wiedergefunden und „sicherheitshalber“ in seinem Garten vergraben – wo es die Experten vom Gewerbeaufsichtsamt nach seinem Hinweis an die Kanzlerin fanden.

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