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Politik: US-Präsidentschaftswahlkampf: Bush schiebt erstmals Hinrichtung in Texas auf und lässt neuen Gentest zu, um "Jeden Zweifel auszuräumen"

Erstmals in seiner fünfjährigen Amtszeit hat der Gouverneuer des US-Bundesstaats Texas, George W. Bush, eine Hinrichtung aufgeschoben.

Erstmals in seiner fünfjährigen Amtszeit hat der Gouverneuer des US-Bundesstaats Texas, George W. Bush, eine Hinrichtung aufgeschoben. Wie der Präsidentschaftskandidat der Republikaner auf einer Wahlkampfreise in Kalifornien am Donnerstag mitteilte, empfahl er, die Hinrichtung des zum Tode verurteilten Ricky McGinn auszusetzen. Dieser hatte in einer Zelle im Gefängnis von Huntsville bereits seine "letzte Mahlzeit" erhalten und mit Familienangehörigen telefoniert. Er erfuhr erst 20 Minuten vor dem Hinrichtungstermin von dem Aufschub. McGinn hat jetzt Gelegenheit, seine Unschuld innerhalb von 30 Tagen mit Hilfe eines neuen Gentests zu beweisen. Er zeigte sich erleichtert: "Danke für die Chance. Das war knapp." McGinn war wegen der Vergewaltigung und Ermordung seiner 12-jährigen Stieftochter im Jahr 1993 zum Tod verurteilt worden.

McGinns Anwalt kritisierte den späten Aufschub als "grausame und unübliche Bestrafung" seines Mandanten. Die Entscheidung hatte Senator Rodney Ellis aus Houston bekannt gegeben, da Bush sich auf einer Wahlkampfreise befand. Bush sagte wörtlich: "Wann immer ein Gentest geeignet erscheint, die Schuld oder Unschuld eines zum Tode Verurteilten zu beweisen, müssen wir diese Möglichkeit nutzen."

In der vergangenen Woche hatte ein Gericht im Fall McGinn einen neuen Gentest mit modernen Methoden zugelassen. Dennoch lehnte ein Berufungsgericht den Antrag McGinns auf eine neue Beweisaufnahme am Dienstag ab. Die Gnadenkommission des Bundesstaats Texas verweigerte daraufhin die Verschiebung der Hinrichtung. Das Veto von Gouverneuer Bush kam überraschend: Stets hatte er die Ansicht vertreten, bisher sei kein Unschuldiger in Texas hingerichtet worden. In der vergangenen Woche sagte Bush dann vor Journalisten, er sei für Gentests bei zum Tode Verurteilten, um "jeden Zweifel auszuräumen". Seit dem Amtsantritt Bushs im Jahr 1995 sind in Texas mehr als 130 Menschen hingerichtet worden - weit mehr als in jedem anderen US-Bundesstaat.

Die römisch-katholischen Bischöfe von Texas haben die zahlreichen Hinrichtungen im Bundesstaat scharf kritisiert. Kein amerikanischer Gouverneur hat so viele Todesurteile vollstrecken lassen wie George W. Bush. Im Juni sollen in Huntsville fünf Menschen per Giftspritze getötet werden.

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