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US-Vorwahl: Partei rechnet für Obama

Demokraten werten die Wahlen in Florida und Michigan zu Clintons Ungunsten

Washington - Schwerer Rückschlag für Hillary Clinton, Barack Obama fast am Ziel: Nach dem Kompromiss über die Wertung der US-Vorwahlen in Florida und Michigan hat der schwarze Senator die Präsidentschaftskandidatur praktisch in der Tasche. In einer emotionsgeladenen und streckenweise turbulenten Sitzung entschied sich der Regelausschuss der Demokratischen Partei am Samstag in Washington zugunsten Obamas. Demnach werden die Delegierten beider Staaten beim Nominierungsparteitag Ende August nur die Hälfte des Stimmrechts erhalten. Damit bleibt der 46-jährige Obama im Kampf um die Mehrheit der Delegierten weiterhin so gut wie uneinholbar in Führung.

US-Medien meinten am Sonntag, möglicherweise werde Clinton (60) nach dem Ende des Vorwahlreigens noch in dieser Woche das Handtuch werfen. Obama könnte dann bei der Wahl am 4. November als erster schwarzer Präsidentschaftskandidat der US-Geschichte gegen den designierten republikanischen Kandidaten John McCain (71) antreten. Allerdings behielt sich die Ex-First-Lady, die die Vorwahlen im Januar in Florida und Michigan klar gewonnen hatte, auch die Option weiterer, parteiinterner Beschwerden vor.

Die Sitzung des Regelausschusses der Partei, die unter den Augen der Öffentlichkeit in einem Hotel in Washington stattfand, wurde von Demonstrationen wütender Clinton-Anhänger begleitet. Die Entscheidung des Regelausschusses war notwendig geworden, weil Florida und Michigan ihre Vorwahlen entgegen den Parteiregeln auf Januar vorgezogen hatten. Darauf entzog die Parteiführung den Delegierten das Stimmrecht für den Parteitag Ende August. Clinton hatte die Abstimmung in beiden Bundesländern mit deutlicher Mehrheit gewonnen, in Michigan stand Obamas Name allerdings nicht einmal auf dem Stimmzettel. Erst später, als sie im Kampf um die Nominierung hinter Obama lag, verlangte Clinton, dass Florida und Michigan doch mitstimmen dürfen.

Führende Politiker forderten eine rasche Entscheidung der „Superdelegierten“ – das sind hohe Parteimitglieder, die sich nicht an das Votum der Basis halten müssen. Die 150 bisher unentschiedenen „Superdelegierten“ sollten bis Ende dieser Woche bekanntgeben, wen sie unterstützen. Wenn die Frage noch über Monate hinausgezogen werde, gerate die Einheit der Partei in Gefahr. Zudem würde dies bei der Wahl nur dem Republikaner McCain nutzen.

Unterdessen gab Obama bekannt, dass er seine umstrittene Kirchengemeinde verlassen habe. „Wir wollen uns nicht für alles, was in der Kirche gesagt wird, verantworten müssen“, sagte Obama, der zugleich betonte, dass ihm dieser Schritt nicht leicht gefallen sei. Obama war seit zwei Jahrzehnten aktives Mitglied der „Trinity United Church of Christ“ in Chicago. Der dort bis vor kurzem amtierende Pastor Jeremiah Wright hatte mit Predigten für Schlagzeilen gesorgt, in denen er unter anderem gegen die Herrschaft der „reichen Weißen“ wetterte und den USA eine Mitschuld an den Terroranschlägen des 11. September 2001 gab. Obama hatte sich deswegen bereits von Wright distanziert.

Am Sonntag begannen Vorwahlen auf der mit den USA assoziierten Karibikinsel Puerto Rico. Zwar sagten Umfragen eine klare Mehrheit für die Ex-First-Lady voraus, doch am Endergebnis des fünfmonatigen Dauer-Duells Clinton-Obama dürfte dies nichts ändern. Am Dienstag enden die Vorwahlen mit Abstimmungen in Montana und South Dakota, aus denen Obama als Sieger hervorgehen dürfte. dpa

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