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Bei seiner Abschlusskundgebung in Grand Rapids war Trump noch Außenseiter - jetzt deutet alles auf einen Wahlsieg hin

© REUTERS

US-Wahl: Donald Trump ist jetzt Favorit

Alle Umfragen hatten Hillary Clinton vorne gesehen. Doch im Laufe der Wahlnacht wird klar: Trump gewinnt entscheidende Bundestaaten.

Donald Trumps hat große Chancen, der neue Präsident der USA zu werden. Er gewann die meisten der umkämpften Bundesstaaten, der so genannten Swing States: North Carolina, Ohio, Florida. Clinton holte nur Virginia und schnitt auch in früheren Hochburgen der Demokraten schlecht ab.

Clinton war als Favoritin in die Wahl gegangen. Nahezu alle Umfragen hatten ihr im Vorfeld die besseren Siegchancen eingeräumt. Den ersten Hinweis darauf, dass diese Wahl viel knapper enden würde, als von den Umfragen der vergangenen Wochen prophezeit, gaben die Hochrechnungen im größten Swing State Florida. Florida stellt 29 Wahlleute. Zwischendurch führte dort zwar Clinton, aber ihr Vorsprung ging immer weiter zurück. Am frühen Morgen sagten dann mehrere große US-Medien seinen Sieg dort voraus.

Viele Staaten gehen verlässlich an Demokraten oder Republikaner. Trump aber konnte die Wechselwähler-Staaten North Carolina und Ohio für sich entscheiden. Gerade North Carolina galt neben Florida als Schlüsselstaat für Trump: Hätte er Florida und North Carolina verloren, hätte er fast keine Chance auf den Wahlsieg gehabt.

Clinton schnitt auch in Staaten schlecht ab, die Barack Obama vor vier Jahren noch deutlich gewann. In Wisconsin und Michigan im so genannten Rostgürtel der USA liegt die Demokratin nach Auszählung der Hälfte der Stimmen überraschend hinten. Das hatten Meinungsforscher so nicht vorausgesehen. Trumps Wahlkampf, in dem er auch gegen internationale Handelsabkommen und Globalisierung Stimmung gemacht hatte, verfing in diesen von Abschwung geprägten Gegenden offensichtlich sehr.

Sollte Clinton beide Staaten an den Republikaner verlieren, wird sie die Wahl kaum mehr gewinnen können. Dabei lag sie im so genannten Popular Vote die ganze Nacht knapp vorne: Doch obwohl sie also absolut etwas mehr Stimmen bekommen hat als Trump, prognostizieren Statistiker einen Sieg ihres Konkurrenten.

Der Kongress geht an die Republikaner

In der Folge reagierten die Börsen weltweit. Der mexikanische Peso bracht in der Nacht um zehn Prozent ein. Der japanische Leitindex Nikkei verlor deutlich.

Nicht nur die Präsidentschaftswahl geriet für die Demokraten zur Enttäuschung: Ein Umschwung im von den Republikanern dominierten Repräsentantenhaus gelang den Demokraten nicht. Sie verfehlten dieses Ziel klar. Und auch im Senat, auf den sich die Demokraten große Hoffnungen gemacht hatten, sah es nicht nach einem Sieg aus. Im Falle eines Wahlsieges könnte Trump wahrscheinlich mit einer Mehrheit in beiden Parlamentskammern reagieren.

Beide Kandidaten hatten sich in den vergangenen Wochen erbitterte Auseinandersetzungen geliefert. Der Wahlkampf gilt als einer der härtesten und schmutzigsten der amerikanischen Geschichte. Er war geprägt von persönlichen Beleidigungen und Schmähungen, vor allem Trump hatte Clinton immer wieder beleidigt und durchgehend als "crooked Hillary" (etwa: "betrügerische Hillary") bezeichnet.

Noch nie in der Geschichte der US-Wahlen waren zwei Kandidaten so unbeliebt: Trump wegen seiner Art und seiner Ausfälle, Clinton wegen des E-Mail-Skandals und ihrer Nähe zum bestehenden System.

Wahlberechtigt waren etwa 219 Millionen Menschen. Voraussetzung war, dass sich ein Wähler registrieren ließ und nicht von der Wahl ausgeschlossen wurde - beispielsweise wegen einer kriminellen Vergangenheit. Um bei der Präsidentschaftswahl zu gewinnen, muss ein Kandidat mindestens 270 der insgesamt 538 Wahlmännern auf sich vereinen. (mit dpa)

Alle aktuellen Entwicklungen in unserem Live-Blog.

Jonas Schaible

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