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Politik: Vater im Test

Die Regierung will heimliche Abstammungskontrollen verbieten – Experten glauben nicht an den Erfolg

Berlin Männer, die ihre Vaterschaft für ein Kind per Gentest beweisen oder widerlegen wollen, werden reden müssen. Mit der Mutter des Kindes, mit dem eventuell vorhandenen gesetzlichen Vater und mit einem Arzt. Denn alle Beteiligten sollen nach dem Willen von SPD und Grünen zukünftig einem Vaterschaftstest zustimmen müssen. Schon seit 2002 plant die Regierung ein Gendiagnostikgesetz, beschleunigt durch ein Gerichtsurteil im vergangenen Jahr, das heimliche Abstammungstests für zulässig erklärte. Ende Februar will die Arbeitsgruppe der Koalition die Beratungen abschließen, noch dieses Jahr soll das Verbot in Kraft treten.

Das wäre das Aus für die heimlichen Vaterschaftstests, über die sich Justizministerin Brigitte Zypries auch ärgert, weil „Labors sogar in U-Bahnen werben, man solle anonym genetische Spuren einschicken. Dabei handelt es sich um einen schweren Eingriff in die Intimsphäre“, sagte Zypries der Zeitschrift „Brigitte“. Doch verunsichert sind häufig die Männer. Fünf bis zehn Prozent aller Kinder sollen „Kuckuckskinder“ sein, die dem falschen Vater ins Nest gelegt worden sind. Schon jetzt werden in Deutschland rund 40 000 Tests jährlich vorgenommen.

Zypries kann sich dennoch großer Unterstützung aus den Mehrheitsfraktionen im Bundestag sicher sein. Die Vorsitzende der Arbeitsgruppe, Gudrun Schaich-Walch (SPD), sagte dem Tagesspiegel: „Dem Verbot heimlicher Tests kann und muss eigentlich jeder zustimmen.“ Der Grundsatz, dass alle Beteiligten einem Gentest zustimmen müssten, würde auch für alle anderen Bereiche – zum Beispiel Arbeitsleben und Versicherungsfragen – gelten, sagte sie. Bislang hat jeder, der gesetzlich als Vater anerkannt ist, einen Anspruch darauf, seine Vaterschaft mit einem gerichtlich angeordneten DNA-Test feststellen zu lassen.

Viele Männer finden heimliche Tests allerdings völlig berechtigt, nach Umfragen sind es 80 Prozent. Der Kölner Kriminalbiologe Mark Benecke glaubt daher auch nicht, dass sich ein Verbot durchsetzen lässt. „Über das Internet sind solche Tests heute kein Problem mehr“, sagte er dem Tagesspiegel. „Ich habe nicht den geringsten Zweifel daran, dass man das in Zukunft im Ausland machen wird, zum Beispiel in Amerika oder Asien.“

Benecke selbst macht in seinem Labor keine heimlichen Vaterschaftstests. „An mich treten häufig Leute heran, die von mir einen Nachweis haben wollen. Aber sie sind nie bereit, sich mit der Mutter auszusprechen.“ Am meisten stört Benecke, dass es bei den Tests „nie um den Nutzen für das Kind geht“. Auf der anderen Seite „streite ich das berechtigte Interesse der Väter nicht ab“, sagte Benecke. „Ich bin auch gegen eine Kriminalisierung.“ Den Grund für die heimlichen Tests sieht Benecke darin, dass Vater und Mutter nicht kommunizieren – und in der Biologie. „Es ist nun einmal eine Tatsache, dass Männer ihre Gene streuen – und das auch Frauen ,fremde’ Gene haben wollen. Das ist gar nichts Persönliches, auch wenn viele Betroffene das glauben. Dabei ist es einfach von der Natur so angelegt.“lha/wez/neu

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