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Venezuela: Präsident Chávez vor Wiederwahl

Als haushoher Favorit ist Amtsinhaber Hugo Chávez in die Präsidentschaftswahl in Venezuela gegangen. Herausforderer Rosales kämpft um einen Achtungserfolg.

Caracas - Rund 16 Millionen Wahlberechtigte sind zur Stimmabgabe aufgerufen. Der gemeinsame Kandidat der Opposition, der Sozialdemokrat Manuel Rosales, dürfte diversen Umfragen zufolge mit bis zu 30 Prozent Rückstand abgeschlagen aus der Abstimmung hervorgehen. Der Populist Chávez, der seit 1998 an der Macht ist, bewirbt sich um sechs weitere Jahre an der Spitze des lateinamerikanischen Staats. Gegenseitige Beschuldigungen sorgten im Vorfeld des Wahlgangs für ein gespanntes Klima. Viele Bürger befürchteten deshalb Unruhen nach der Abstimmung. Am Samstag kam es in einigen Stadtteilen von Caracas zu Hamsterkäufen.

Chávez werde sehr wahrscheinlich die Wahl gewinnen, die Frage sei, mit welchem Abstand, sagte der Politikwissenschaftler Luis Vicente Leon vom Umfrageinstitut Datanalisis. Das US-Umfrageinstitut Zogby International und die Universität von Miami hatten bei ihrer jüngsten Erhebungen 60 Prozent für Chávez gegen 31 Prozent für Rosales, den Gouverneur des ölreichen Bundesstaates Zulia an der Grenze zu Kolumbien, ermittelt. Die Opposition hoffte auf "versteckte Stimmen" solcher Bürger, die angesichts der Übermacht des Präsidentenlagers in Umfragen nicht wagten, ihre wahre Entscheidung preiszugeben. Allerdings wurde nur eine Wahlbeteiligung von rund 60 bis 70 Prozent erwartet.

Unruhen in Caracas befürchtet

Für die Tage nach den Wahlen befürchteten vor allem Hauptstadtbewohner aus wohlhabenderen Vierteln, in denen überwiegend Oppositionsanhänger leben, Unruhen. Das veranlasste viele am Wochenende zu Hamsterkäufen. In Caracas hatte es in den vergangenen Jahren häufig politische Unruhen gegeben. Chávez goss zusätzlich Öl ins Feuer, als er am Donnerstag von "unverantwortlichen, putschistischen, faschistischen" Elementen sprach, die Venezuela ins Chaos stürzen wollten. Die Behörden hätten einen Plan zur Ermordung des Gegenkandidaten Rosales aufgedeckt; das Attentat habe die Opposition dann ihm in die Schuhe schieben wollen.

Der 52-jährige Chávez ist seit 1998 an der Macht, in den Jahren 2000 und 2004 ließ er sich durch Volksabstimmungen erneut "legitimieren". Am Sonntag stellt er sich einer richtigen Wahl, doch Oppositionskandidat Rosales hat bereits angedeutet, dass er Unregelmäßigkeiten nicht ausschließt. Er werde das Ergebnis respektieren, "wenn es transparent ist und die Spielregeln nicht plötzlich geändert werden", kündigte er an. Rund 1200 in- und ausländische Beobachter verfolgten den Urnengang. Im vergangenen Jahr hatte die Opposition die Parlamentswahlen mit der Begründung boykottiert, die Wahlbehörde (CNE) sei parteiisch. Sämtliche Sitze gingen so an die "Chávisten". Im April 2002 war ein Staatstreich gegen Chávez abgewendet worden, den auch Rosales unterstützte.

Venezuela unterstützt Irans Atomprogramm

Er wolle "dem Volk, den Armen, den Menschen die weinen, arbeiten und lernen" mehr Macht geben, hatte Chávez auf seiner Abschlusskundgebung in Caracas gesagt. Der Präsident und Ex-Militär, der auf den Ölreichtum seines Landes bauen kann, will auch auf internationaler Ebene diese Rolle spielen, wo er keine Gelegenheit auslässt, die USA und ihre Politik zu konterkarieren. So kauft Venezuela Waffen in Russland ein und unterstützt Irans Atomprogramm, was Rosales umgehend zu ändern versprach, sollte er zum Staatschef gewählt werden.

Die Wahllokale sollten um 16 Uhr Ortszeit (21 Uhr MEZ) schließen. Nach venezolanischem Wahlrecht müssen sie jedoch so lange geöffent bleiben, bis der letzte Wähler in den Warteschlangen davor abgestimmt hat. (tso/AFP)

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