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Politik: Verbrechen der Roten Khmer kommen vor Gericht

Phnom Penh - Nach zehn Jahren Verhandlungen beginnt in Kambodscha am 10. Juli der Gerichtshof für die Verbrechen der Roten Khmer seine Arbeit.

Phnom Penh - Nach zehn Jahren Verhandlungen beginnt in Kambodscha am 10. Juli der Gerichtshof für die Verbrechen der Roten Khmer seine Arbeit. Unter deren Regime starben bis zu zwei Millionen Menschen. Bei dem Tribunal arbeiten Kambodscha und die UN zusammen, die Richter aus dem In- und Ausland werden in der ersten Juliwoche in Phnom Penh vereidigt. „Für Ermittlung und Klageerhebungen sind bis zu zwölf Monate vorgesehen“, sagt Tribunal-Sprecherin Helen Jarvis. Man hoffe auf den ersten Tag vor Gericht vor Mitte 2007.

Die Roten Khmer herrschten von 1975 bis 1979 als „Kommunistische Partei von Kambodscha“. Sie wollten einen reinen Agrarstaat, trieben die Stadtbewohner aufs Land und töteten so genannte Verräter und Spione. Ein Viertel der bald unterernährten Bevölkerung starb. Wissenschaftler gehen zudem von bis zu einer Million Kambodschaner aus, die exekutiert wurden. Rote Khmer-Chef Pol Pot sowie zwei wichtige Gefolgsleute, Son Sen und Kae Pok, sind tot. Von den vier lebenden Mitgliedern des Partei-Zentralkomitees, Nuon Chea, Ieng Sary, Khieu Samphan und Ta Mok ist der jüngste 74, der älteste 81. Bislang wurde nur Ta Mok verhaftet. In Haft ist auch Kang Kek Eav (66), der die Folterstätte S-21 leitete, die sieben von 12 500 Insassen überlebten.

Nach langen Debatten über Rechtsstandards und Verfahrensleitung sind nationale Richter in der Mehrheit, brauchen bei Beschlüssen aber die Zustimmung eines UN-Kollegen. Der Finanzplan des Tribunals sieht drei Jahre vor. Tokio deckt gut ein Drittel der insgesamt 61,5 Millionen Dollar, Berlin ist drittgrößter Geber. Kambodscha stellt 1,5 Millionen, Washington beteiligt sich nicht, finanziert aber seit 1995 ein Zentrum in Phnom Penh, das Rote Khmer-Verbrechen dokumentiert. „Wir stellen unsere Informationen zur Verfügung“, sagt Direktor Youk Chhang. Richter Thou Mony und Staatsanwältin Chea Lean aus Kambodscha haben in Leipzig und Halle Jura studiert. „Unsere Aufgabe ist groß, aber wir müssen sie bewältigen“, sagt Mony. mkb

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