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Politik: Verletzte US-Soldaten werden in Deutschland behandelt

Nach dem Hubschrauberabschuss bei Falludscha wächst die Kritik an der Regierung Bush / Hoher irakischer Beamter getötet

Berlin/Bagdad. 16 der US-Soldaten, die am Sonntag bei dem Hubschrauberabschuss im Irak verletzt worden waren, sind am Montag im Militärkrankenhaus im rheinland- pfälzischen Landstuhl angekommen. Fünf der Patienten befänden sich in einem ernsten Zustand hieß es, insgesamt neun Soldaten müssen auf der Intensivstation versorgt werden. Bei dem Attentat nahe der Stadt Falludscha waren rund 20 Soldaten verletzt und 16 getötet worden. Es war der schwerste Anschlag auf die amerikanischen Truppen seit deren Einmarsch in Bagdad am 9. April. Bei einem weiteren Attentat in der Provinz Didschala starb am Montag ein Iraker. Der Sprengsatz, der für einen Mitarbeiter des Gouverneurs Abdullah al Dschiburi bestimmt war, habe zudem 15 Menschen verletzt, berichtete der Fernsehsender Al Dschasira.

Weder US-Präsident George W. Bush noch Sicherheitsberaterin Condoleezza Rice – inzwischen zuständig für die Stabilität im Irak – reagierten offiziell auf den Abschuss des Hubschraubers. Für das Weiße Haus verkündete der Sprecher des Präsidenten, man werde ungeachtet der Verluste an der bisherigen Strategie für den Irak festhalten. Terroristen wollten die USA aus dem Irak vertreiben, so der Sprecher, doch der Wille und die Entschlossenheit der Regierung seien „unerschütterlich“. Am Sonntag hatte Verteidigungsminister Donald Rumsfeld in einer ersten Reaktion gesagt, so etwas passiere „von Zeit zu Zeit“.

Bush und sein Kabinett wollen offenbar vermeiden, dass der Abschuss als weiteres Zeichen für die wachsenden Probleme der Besatzungstruppen gewertet wird. Doch das Attentat hat die Debatte in Amerika über die richtige Strategie im Irak erneut angeheizt. Bushs Vorgänger Bill Clinton, der sich sonst bewusst mit Kommentaren zum unilateralen Vorgehen der Regierung zurückgehalten hat, forderte eine Führungsrolle der Nato im Irak unter einem UN-Mandat. Ein Einsatz der Nato würde größere internationale Unterstützung nach sich ziehen; die internationale Gemeinschaft müsse ihre Kräfte bündeln, um die Zukunft des Landes zu sichern. Clinton wandte sich zudem gegen einen schnellen Abzug der US-Truppen.

Auch der Senator John McCain, der vor vier Jahren neben Bush als aussichtsreichster Kandidat der Republikaner für das Präsidentenamt galt, kritisierte das Vorgehen seiner Regierung. Der Armee biete sich ein „Zeitfenster von drei bis sechs Monaten“, innerhalb dessen man erfolgreich sein müsse, sagte der Vietnam-Veteran der „Los Angeles Times“. Dazu müssten allerdings deutlich mehr Soldaten und Geheimdienstmitarbeiter in den Irak geschickt werden, als dort bisher stationiert seien.

Unter den führenden Demokraten und Bewerbern für die kommenden Präsidentschaftswahlen ist die Kritik an der Regierung ebenfalls groß. Auf eine gemeinsame Strategie konnten sie sich allerdings nicht einigen. Joseph Biden, demokratischer Vorsitzender des Auswärtigen Ausschuss im Senat, sprach sich im Sender CBS wie McCain für die Entsendung von mehr Soldaten aus.

Der frühere Nato-Oberbefehlshaber, General Wesley Clark, verschärfte unterdessen seine Kritik: „Die Regierung hat keine Antwort auf die ständig steigende Gewalt im Irak“, sagte Clark der „New York Times“. Ein weiterer Kandidat, der Kongressabgeordnete Dennis Kucinich, forderte praktisch den Rückzug der Truppen. Es sei an der Zeit, dass die Vereinigten Staaten bei den UN über eine neue Resolution verhandeln, sagte er. Und zwar mit der „Grundlage für eine Rückzugsstrategie“. (mit dpa)

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