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Politik: „Versager, Feinde, Verräter“ Briefe von Honecker gefunden

Ein Historiker hält sie für echt

München (dpa). Zwei Koffer aus dem Besitz des ehemaligen DDR- Staats- und Parteichefs Erich Honecker und seiner Frau Margot sind in Deutschland aufgetaucht. Darin finden sich unter anderem Fotos, Manuskripte und etwa 20 Briefe, die das Ehepaar 1991 nach seiner Flucht nach Moskau an Margot Honeckers Bruder Manfred Feist in Berlin schrieb. Die Gepäckstücke gelangten über einen früheren Vertrauten Erich Honeckers in den Besitz des Magazins „Focus“.

Der Potsdamer Historiker Michael Lemke sagte am Sonntag zur politischen Bewertung der Funde, Honecker führe in den Briefen den Untergang der DDR auf das Versagen des Kremls, Feinde im Westen und Verräter in den eigenen Reihen zurück. „Es besteht kein Zweifel – das Material ist echt“, betonte Lemke. „Es gibt keine Manipulationen oder Fälschungen per Hand wie seinerzeit bei den Hitler-Tagebüchern.“ Erich und Margot Honecker ließen die beiden Koffer, in denen später offenbar Feist weitere Briefe sammelte, in Berlin zurück, als sie im März 1991 nach Moskau flohen. Sie enthielten etwa 400 Fotos der Honeckers, Urkunden, politische Erklärungen, Manuskripte und Bittbriefe an Politiker. Die heute 75 Jahre alte Margot Honecker lebt seit 1992 in einem Prominentenviertel von Santiago de Chile. Erich Honecker starb dort am 29. Mai 1994.

Etwa 20 Briefe schrieben die Honeckers von März bis Dezember 1991 aus der damaligen Sowjetunion an Manfred Feist und dessen Frau Edith. In dieser Zeit lebten der krebskranke Ex-SED-Chef und seine Frau auf einer Datscha bei Moskau und danach bis Juli 1992 in der chilenischen Botschaft in Moskau. Auf Grund besonderer Beziehungen zu Chile suchten sie dort Zuflucht, nachdem die russische Führung sie zum Verlassen des Landes aufgefordert hatte. Die Briefe aus dieser Zeit fanden erst später den Weg in die beiden Koffer. Vermutlich legte das Ehepaar Feist sie zu den anderen Gegenständen.

Zwei Briefe von Margot Honecker an ihren Bruder enthalten Hinweise darauf, dass das Ehepaar Honecker auch nach seiner Flucht noch über Guthaben auf deutschen Konten verfügte. Über die Summe ist nichts bekannt. Laut „Focus“ transferierten Freunde der Honeckers Geld nach Chile, wo das Ehepaar ein Haus erwarb. Ende 1989 hatte die Staatsanwaltschaft Honeckers Konten eingefroren. Der Ex-DDR- Staatschef gab damals an, kein weiteres Geldvermögen zu besitzen.

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