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Verschleppte Seeleute: Blair droht Iran

Der britische Premier Blair will sich weiter diplomatisch um die Freilassung der in Iran inhaftierten Marine-Soldaten einsetzen. Wenn das aber nicht funktioniere, müsse man "in eine andere Phase eintreten".

London/Teheran - Der britische Premierminister Tony Blair hat sich mit kaum verhüllten Drohungen in die Bemühungen um die Freilassung von 15 Marine-Soldaten und Seeleuten eingeschaltet, die am Freitag von iranischen Sicherheitskräften festgenommen wurden. Vorerst beschränke sich seine Regierung darauf, Teheran auf "diplomatischen Kanälen" klarzumachen, "dass diese Leute freigelassen werden müssen", sagte Blair dem Fernsehsender GMTV. "Wenn das nicht funktioniert, müssen wir in eine andere Phase eintreten." Die Regierungen in London und Teheran hielten an ihren gegensätzlichen Darstellungen zum Ort der Gefangennahme fest.

"Es gibt absolut keine Rechtfertigung dafür, sie festzuhalten", sagte Blair weiter, ohne nähere Angaben über die notfalls geplanten nächsten Schritte zu machen. Die 15 Briten hätten sich "im Rahmen eines UN-Mandats in irakischen Gewässern" aufgehalten, als sie gefangen genommen wurden. Eine Parallele zur Gefangennahme von fünf Iranern durch US-Soldaten im Irak sehe er nicht, betonte Blair. Iranische Sicherheitskräfte, die sich im Irak aufhielten, könnten dies nur unter "Bruch des UN-Mandats" tun.

Iranisches Außenministerium: Gefangenen geht es gut

Der Rundfunksender BBC berichtete in der Nacht zum Dienstag, die 15 in Iran inhaftierten britischen Soldaten und Seeleute würden in Teheran verhört. Bei den Verhören durch die Revolutionswächter gehe es vor allem darum herauszufinden, ob sie als Spione gearbeitet hätten. Die Befragung soll demnach mehrere Tage dauern. Eine Sprecherin des britischen Außenministeriums wollte den Bericht nicht bestätigen. Die Briten patrouillierten in der Wasserstraße Schatt el Arab an der Grenze zwischen dem Iran und dem Irak, als sie am vergangenen Freitag gefangen genommen wurden.

Mitarbeiter des iranischen Außenministeriums versicherten wiederholt, dass es den Häftlingen gut gehe. Die Familie der 26-jährigen Faye Turney, der einzigen Frau unter den 15 Gefangenen, erklärte in einer Mitteilung, die Gruppe verbringe eine "bedrückende" Zeit und sei für "Unterstützung dankbar".

Nach den offiziellen Angaben aus Teheran werden sich die 15 Gefangenen wegen Verletzung iranischer Hoheitsgewässer vor Gericht verantworten müssen. Mitte März war der deutsche Hobby-Angler Donald Klein vom Iran nach 15 Monaten Haft freigelassen worden. Klein war gemeinsam mit dem Franzosen Stéphane Lherbier im November 2005 bei einer Hochseeangeltour im Persischen Golf wegen angeblicher Verletzung iranischer Hoheitsgewässer festgenommen worden. (tso/AFP)

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