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Dirk Niebel

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Viel Wissen, wenig Charisma: Wer Westerwelle als Minister ersetzen könnte

Die Debatte um Guido Westerwelles Zukunft als Außenminister ist vorerst beendet. Doch die Nachfolgediskussion ist intern längst in Gange. Wer kommt in Frage?

Von Hans Monath

Wenn der FDP-Außenpolitiker Werner Hoyer einen klugen Artikel schreibt, macht das außerhalb der Fachwelt nur selten Schlagzeilen. Doch was der Staatsminister im Auswärtigen Amt am Sonnabend in der „FAZ“ zu Papier brachte, löst in der schwarz-gelben Koalition nicht nur bei Außenpolitikern Diskussionen aus. In einem Beitrag über die Mahnungen von Altkanzler Helmut Kohl würdigte Hoyer nämlich vor seinem Parteifreund Guido Westerwelle die Nato-Intervention in Libyen – und ging so auf Distanz zum lange uneinsichtigen Außenminister.

Werner Hoyer
Werner Hoyer

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Manche in der Koalition deuten den Artikel als Bewerbung um Westerwelles Nachfolge. Denn obwohl das Schicksal des angeschlagenen Ministers noch ungeklärt ist, werden intern längst Kandidaten gehandelt. Am häufigsten genannt wird der 59-jährige Hoyer, dessen Verhältnis zum Minister schon länger als getrübt gilt. Im Falle eines Wechsels könnte Hoyer auch in der heißen Phase der Euro-Krise einen reibungslosen Übergang garantieren: Der sachorientierte und im Gegensatz zu Westerwelle überhaupt nicht großsprecherische Staatsminister, der dieses Amt schon 1994 bis 1998 unter Klaus Kinkel ausübte, kennt sich in manchen europa- und außenpolitischen Fragen besser aus als sein Chef. Hoyer könnte das Auswärtige Amt (AA) aus den Schlagzeilen bringen und solide verwalten. Allerdings ist er bisher nicht als versierter Machtpolitiker aufgefallen, der sich gegenüber der Union profiliert und durch Charisma und mediale Präsenz für die FDP punktet.

Alexander Graf Lambsdorff
Alexander Graf Lambsdorff

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Das trauen viele Liberale eher einem jüngeren potenziellen Kandidaten zu, nämlich dem 44-jährigen Alexander Graf Lambsdorff. Der eloquente, stets umgängliche Politiker leitet seit kurzem die FDP- Gruppe im Europarlament und kennt als Karrierediplomat das außenpolitische Geschäft. Mit seinem gewinnenden Auftreten, so die Hoffnung, könnte er zu einem beliebten Außenminister werden und auch die darbende FDP von seinem Ansehen profitieren lassen. Allerdings hat der Neffe des früheren FDP-Chefs Otto Graf Lambsdorff keine Erfahrung mit der Führung eines Apparates und wäre im Berliner Politikbetrieb ein Neuling, der sich erst mühsam Respekt erarbeiten müsste.

Manche verweisen auch auf Entwicklungsminister Dirk Niebel. Der 48-Jährige hat in seinem Ressort mit der Reform der Entwicklungsorganisationen mehr erreicht, als ihm viele zugetraut hatten. Allerdings gilt diplomatisches Auftreten nicht als Stärke des Westerwelle-Intimus und früheren Fallschirmjägers, was für das AA keine Empfehlung bedeuten würde.

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