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Politik: Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt? (Gastkommentar)

Am Freitag wird wieder der Friedensnobelpreis vergeben. Wer hätte ihn verdient?

Am Freitag wird wieder der Friedensnobelpreis vergeben. Wer hätte ihn verdient?

Ehud Barak, aber diesmal ohne Jassir Arafat. Kein israelischer Premier hat je einen so hohen Preis für den Frieden angeboten: einen palästinensischen Staat, 92 Prozent der Westbank plus Gebietsaustausch, Kompensation für Flüchtlinge, palästinensische Oberhoheit über den nicht-jüdischen Teil der Jerusalemer Altstadt, also Jerusalem als doppelte Hauptstadt. Und Arafat? Er hat Camp David platzen lassen und auf den Schelm des Ariel Scharon dreieinhalbe gesetzt: den Krieg, den er nicht gewinnen kann. Will er lieber mit dem Rechtsausleger Scharon oder dem Comeback-Kid Netanjahu verhandeln? Bill Clinton, der geduldig den Makler gespielt hat, sollte ebenfalls geehrt werden.

Warum kann der Besuch des israelischen Oppositionsführers Scharon auf dem Tempelberg einen Krieg auslösen?

Scharon kam mit einem Gefolge von tausend Mann, um die alleinige israelische Souveränität einzuklagen und die Wahnsinnsreaktion Arafats zu provozieren. So wollte er sich im Duell gegen Barak als wahrer Garant und Retter der nationalen Sicherheit aufbauen. Trotzdem hat Arafat einen großen Fehler gemacht: Er hat den Israelis dergestalt unter die Nase gerieben, dass er entscheiden will, wer diesen allen drei Religionen heiligen Ort besuchen darf, wer ein Gast und wer ein Fiesling ist. Das wird die Konzessionsbereitschaft auch der friedenswilligsten Israelis nicht beflügeln.

Kann die Nato nach Milosevics Sturz ihre Truppen vom Balkan abziehen?

Milosevic war das allergrößte, aber nicht das alleinige Problem. Er konnte sich so lange halten, weil sein ultra-nationalistisches Programm, sprich: "Groß-Serbien", von einer Mehrheit seines Volkes getragen wurde. Noch ist nicht klar, ob das neue Serbien seine Ansprüche auf Montenegro aufgeben und dem Kosovo wieder jene Selbständigkeit einräumen will, die ihm Milosevic genommen hat. Unklar bleibt zudem, ob Kroatien ein unabhängiges Bosnien akzeptiert. Folglich muss die Nato-Präsenz im Kosovo und in Bosnien bleiben, bis die Stabilität auf dem Balkan sich alleine trägt.

Ein Wort zum deutschen Außenminister ...

Fischer darf sich freuen, dass Europa nach Jahrhunderten des gegenseitigen Abschlachtens (auch im Namen des einen und einzigen Gottes) zur Friedensinsel geworden ist, jedenfalls diesseits von Nordirland und des Balkans. Wir haben Gott sei Dank andere Probleme, zum Beispiel den Euro und die wacklige Konstruktion des künftigen Europas: Wer gehört dazu, wer zahlt, wer gibt wieviel Souveränität auf? Und alle gucken dabei auf Deutschland, den Zahlmeister und Tongeber. Wer sie richtig beantwortet, und zwar so, dass er sein Volk sowie das europäische Wahlvolk mitzieht, wird automatisch Kandidat für einen der nächsten Friedensnobelpreise.

Am Freitag wird wieder der Friedensnobelpreis verg

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