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Politik: Viktor Klima: Ex-Bundeskanzler kehrt Österreich den Rücken und übernimmt VW-Dependance in Argentinien

Was wurde eigentlich aus Viktor Klima? Lange war das in Wien eine bange Frage.

Was wurde eigentlich aus Viktor Klima? Lange war das in Wien eine bange Frage. Vor allem, weil sich Klima, 53 Jahre, und mit knapp drei Jahren Amtszeit der kürzestdienende Kanzler der zweiten Republik, lange Zeit bedeckt gehalten hatte.

Nun ist es aber raus: Klima wird die argentinische Dependance von Volkswagen leiten.

Österreich freut sich, der vorerst letzte sozialdemokratische Kanzler der Republik ist versorgt. Und eigentlich tut Klima mit seinem Wechsel auch dem FPÖ-Finanzminister einen Gefallen. Denn Kanzler ohne Amt dürfen in Österreich ein Jahr lang bei vollen Bezügen auf Jobsuche gehen. Weil Klima aber im Oktober bei VW einrückt, verzichtet er auf umgerechnet mehr als 150 000 Mark.

Dass Klima auf den privaten Arbeitsmarkt zurückkehrt, ist in der Alpenrepublik ein Novum: Alle Regierungschefs vor ihm gingen aus dem Kanzleramt direkt in den Ruhestand - oder verstarben gar im Dienst.

Dementsprechend misstrauisch hatte die österreichische Öffentlichkeit Klimas Gehversuche am Arbeitsmarkt beäugt. Würde der Ex-Kanzler, was bei Ministern im Lande durchaus üblich ist, in einem staats- oder parteinahen Betrieb versorgt werden? Würde er gar, wie sein ehemaliger Parteimanager Andreas Rudas, im Autozuliefer-Konzern des Austro-Kanadiers Frank Stronach Unterschlupf finden? Das war lange im Gespräch, hätte aber die SPÖ-Basis auf die Barrikaden getrieben - denn Stronachs Konzern gilt als Hassobjekt Nummer eins für die Gewerkschaften, weil dort noch nicht mal ein Betriebsrat zugelassen wurde.

Nicht zuletzt deswegen hat sich Klima wohl für VW entschieden. Als er sich Mittwoch abends mit 25 Kilogramm Körpergewicht weniger im Staatsfernsehen stellte, seufzte er deswegen erleichtert: "Ich wollte weg, weil bei jedem Job im Land wäre mir Begünstigung vorgeworfen worden."

Dennoch fragen sich manche in Wien, was Klima konkret für Volkswagen in Argentinien machen wird. Klima spricht kein Spanisch - und hat jetzt angekündigt, vorerst einmal einen "Crashkurs" zu besuchen. Auch in der Autobranche war "Mag.rer.soc.oec. Dr.h.c. Viktor Klima", so sein akademischer Titel, bisher nicht tätig. Vor seinem Einstieg in die Politik hatte Klima zuerst als Personal- und dann als Finanzchef des Mineralölkonzerns ÖMV gearbeitet und nebenbei in 32 Semestern Wirtschaftsinformatik studiert.

Wie lange Klima in Argentinien bleiben wird, ist aber offen: Seinen Zweitwohnsitz, einen Bauernhof 100 Kilometer südöstlich von Wien, wird Klima behalten. Mehr noch: Er wird ihn vor seiner Abreise noch richtig durchrestaurieren. Und Klimas 36-jährige Gattin hat ihren Job auch nicht wirklich aufgegeben: Sie lässt sich von ihrer Grundschule vorerst nur beurlauben. Seinen Hund, den dank Klima aus Fernsehen und Illustrierten bekannten kaukasischen Hirtenhund Grolli, wird er aber laut Informationen des Tagesspiegel mitnehmen.

Markus Huber

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