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Politik: Vom Radar verschwunden

Superschnelle US-Drohne versenkte sich offenbar selbst im Pazifik

Berlin/San Francisco - Der Testflug eines gigantisch schnellen unbemannten Überschallflugzeugs des US-Militärs hat ein unfreiwillig frühes Ende gefunden. Die pfeilförmige Highspeed-Drohne vom Typ Falcon HTV-2 startete am Donnerstag Behördenangaben zufolge mithilfe einer Trägerrakete von einer Basis der Luftstreitkräfte in Kalifornien. Nach etwa 20 Minuten verlor das Kontrollzentrum der Verteidigungs-Forschungsbehörde Darpa den Kontakt. Beim ersten Testflug 2010 hatte sich die Drohne bereits nach neun Minuten verselbstständigt.

Laut Plan sollte der Falcon HTV-2 vom Stützpunkt Vandenberg aus 30 Minuten lang gen Westen fliegen, um nach etwa 6400 Kilometern in der Nähe des Kwajalein Atolls in den Pazifik zu stürzen. Per Kurznachrichtendienst Twitter teilte Darpa kurz darauf mit, dass das Flugzeug mit einer „selbstständigen Flugbeendigungs-Technik“ ausgestattet sei und sich wohl selbst im Pazifik versenkt habe.

Der Falcon HTV-2 ist der Prototyp eines Flugzeugs, das noch im Teststadium ist. Es soll bis zu 22-fache Schallgeschwindigkeit erreichen und die Strecke von Los Angeles nach New York in weniger als zwölf Minuten bewältigen können. So sollen die US-Luftstreitkräfte innerhalb einer Stunde jeden beliebigen Ort auf der Welt erreichen und nicht-nukleare Angriffe ausführen können. Bereits heute setzen die USA vor allem in Pakistan auf ferngesteuerte Flugkörper im Kampf gegen Extremisten. Nach den Plänen der US-Regierung soll die Hyperschall-Technologie bis 2015 einsatzbereit sein. Dafür hat Präsident Barack Obama für das kommende Haushaltsjahr zusätzliche 204,8 Millionen Dollar beantragt.

Unbemannte und ferngelenkte Flugzeuge werden in der Kriegsführung immer wichtiger. Die Drohne ist der auffälligste Teil einer Entwicklung, die das Bild des Krieges ähnlich dramatisch verändern wird wie die Erfindung der Feuerwaffen im Mittelalter: Der Mensch soll im Gefecht zunehmend ersetzt werden.

Eine Drohne kann bis zu 48 Stunden in der Luft bleiben und aus großer Höhe ein Gebiet mit modernsten Kameras und Sensoren überwachen. Die mitgeführten Raketen und Bomben erlauben den unverzüglichen Angriff auf ein oder mehrere Ziele. Eine Abwehr oder ein Ausweichen ist praktisch unmöglich, da die weit entfernte Drohne für den Angegriffenen unsichtbar ist. Der Pilot sitzt dabei mitunter Tausende Kilometer entfernt in einem klimatisierten Container und steuert sein Waffensystem an einer Computerkonsole mittels Datenfunk und Internet. Der Krieg wird zum Computerspiel.

Auch am Boden wächst die Bedeutung unbemannter Kampfmittel. Ferngesteuerte Roboter zur Bombenentschärfung und Aufklärungsdrohnen, die innerhalb von Häusern fliegen, werden bereits eingesetzt. An Robotern, die Verwundete aus der Schusslinie bergen sollen, Kleinstdrohnen von der Größe eines Insekts und einem unbemannten Lkw, der den Nachschub programmiert ans Ziel bringen kann, wird gearbeitet.

Auch die Bundeswehr hat die Zeichen der Zeit erkannt. In Hammelburg veranstaltet sie seit einigen Jahren eine Leistungsschau, auf der die Hersteller von Robotern und ferngelenkten Vehikeln ihre Entwicklungen vorstellen. Ohne Zweifel wird die Rolle von Robotern in hochtechnisierten Armeen wachsen.

Davon bleibt auch der normale Infanterist nicht verschont. Der Soldat der Zukunft wird mit einer Datenfunkverbindung, einem Computer im Kampfanzug mit Tastatur am Handgelenk, GPS und Helmkamera selbst zu einem Teil der neuen vernetzten Operationsführung. Darin sind die Soldaten, Einheiten und Fahrzeuge auf dem Gefechtsfeld miteinander verbunden und können jederzeit die Aufklärungsdaten, Livebilder, den Status und Gefechtswert sowie die Position der eigenen Kräfte zur Lagebeurteilung heranziehen. Derart ausgerüstet kann ein einzelner Soldat mit wenigen Mausklicks in kürzester Zeit einen präzisen Feuerschlag durch Marschflugkörper, lasergelenkte Bomben oder Artillerie auslösen. Und die militärische Führung kann sich über die Livebilder der Helmkameras oder der Aufklärungsdrohnen ein Bild der Lage in der vordersten Linie machen. Die Bundeswehr verfolgt schon seit einigen Jahren ein solches Konzept unter dem Namen IDZ, Infanterist der Zukunft.

Ein noch weiter gehendes Programm der US-Armee wurde wegen zu hoher Kosten erst einmal zurückgestellt. Der US- Infanterist sollte mit bionischen Anzügen ausgestattet werden, welche die Kräfte und Leistungen des Körpers durch ein künstliches Skelett mit Elektromotoren deutlich erhöhen. Eingearbeitete Sensoren würden die Körperfunktionen des Soldaten messen und wären ebenfalls jederzeit für alle im Verbund vernetzten Einheiten abrufbar. „Network-Centric Warfare“ oder „Vernetzte Operationsführung“ heißt die neue Einsatztaktik.

Mittelfristig wird diese Entwicklung dazu führen, dass immer mehr Soldaten das Gewehr gegen Joystick und Computermaus eintauschen. Gerade für demokratische Staaten ist dies eine Möglichkeit, Verluste in Konflikten zu minimieren – was sich wiederum auf die öffentliche Meinung positiv auswirken würde. mit dpa

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