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Ariel Scharon: Vom Siedlervater zum Vollstrecker der Siedlungsräumung

Der israelische Ministerpräsident Ariel Scharon verkörperte für seine Landsleute wie bislang kein anderer Politiker unverwüstliches Stehvermögen und höchste Durchsetzungsfähigkeit.

Jerusalem - Im Laufe seiner politischen Karriere hat er sich vom «Bulldozer» und Siedlervater zum Staatsmann und beliebtesten Regierungschef in der Geschichte Israels gewandelt.

Das Amt des Ministerpräsidenten hatte Scharon nach gewonnener Wahl im März 2001 angetreten. Der Ex-General ist der Mann, der massiv den Siedlungsbau in den 1967 besetzten Palästinensergebieten förderte, aber auch derjenige, der 1982 jüdische Siedlungen auf dem Sinai bei der Durchsetzung des Friedensvertrages mit Ägypten evakuieren ließ. Mit dem Gaza-Abzug hat er einen teilweisen politischen Kurswechsel vollzogen, der zum Bruch mit langjährigen Gefolgsleuten führte.

Bei der Aufgabe einiger Siedlungen hat er immer bekräftigt, er handele im besten Interesse Israels. Für seine Anhänger in Israel verkörpert Scharon, der 1928 als Ariel Scheinerman in Kfar Malal nördlich von Tel Aviv geboren wurde, alte zionistischen Werte. Scharon gilt ihnen als mutiger Kämpfer für israelische Interessen. Der säkulare Machtmensch wird als Kriegsheld bewundert, der 1973 während des Jom-Kippur-Krieges seine Truppen auf eigene Faust über den Suez-Kanal führte und eine drohende Niederlage gegen die arabischen Staaten abwendete.

Viele Palästinenser verbinden seinen Namen hingegen immer noch mit dem Massaker in den palästinensischen Flüchtlingslagern Sabra und Schatila (Beirut), das christliche Milizionäre im September 1982 an Hunderten von Palästinensern verübten. Der damalige Verteidigungsminister Scharon wurde von einer israelischen Kommission für das Massaker mitverantwortlich gemacht und musste seinen Posten räumen.

Bei vorgezogenen Neuwahlen im März wollte Scharon in diesem Jahr politisch durchstarten und eine endgültige Regelung des Konflikts mit den Palästinensern erreichen. Mit diesem Ziel trat er aus dem Likud- Block aus, der seine Ziele nicht mehr mittragen wollte und gründete seine neue Partei Kadima (Vorwärts).

Privat hat Scharon im Laufe seines Lebens mehrere schwere Schicksalsschläge erfahren. Einer seiner Söhne wurde als Kind beim Spielen mit einer Waffe tödlich verletzt und starb in seinen Armen. Scharons erste Frau Margalit verunglückte bei einem Autounfall, später heiratete er ihre jüngere Schwester Lili. Auch sie starb vor einigen Jahren an Krebs und hinterließ die Söhne Omri und Gilad. (tso/dpa)

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