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Politik: Von der Flut überspült?

CDU-Politiker Rehberg begründet Scheitern mit Bundesthemen

Von Andreas Frost, Schwerin

Das Elbe-Hochwasser, die Irak-Krise und angebliche Anti-Stoiber-Kampagnen – Eckhardt Rehberg wusste seinen politischen Fehlschlag gleich dreifach zu begründen. Die SPD, so sagte der gescheiterte CDU-Spitzenkandidat in Mecklenburg-Vorpommern am Sonntag abend, habe leider erfolgreich die Kriegsangst geschürt. Bundesthemen hätten die Landesthemen überdeckt.

Noch nie, so Rehberg, habe eine Partei innerhalb von vier Wochen derart viele Umfragepunkte eingebüßt. Schließlich sei die CDU im Frühsommer noch mit knapp unter 40 Prozent gehandelt worden. Die aber hat sein Kontrahent Harald Ringstorff geholt. Artig gratulierte Rehberg am Abend seinem Intimfeind.

Rehbergs letzte Chance, Ringstorff mit Hilfe abtrünniger Sozialdemokraten aus der Schweriner Staatskanzlei zu verdrängen, bleibt Theorie. Selbst sein selbst gestecktes Wahlziel, mit der CDU wie 1990 und 1994 wieder als stärkste Fraktion in den Landtag zurückzukehren, hat Rehberg klar verfehlt.

Eigene Fehler mochte Rehberg nicht einräumen, die Themen Arbeitslosigkeit, Abwanderung und Bildung seien richtig gewesen. Doch beim Wähler sei dies wohl nicht angekommen. Leichte Kritik gab es allerdings von einer Landtagsabgeordneten. Vielleicht hätte die CDU nicht allein auf Rehberg setzen sollen, deutete Gesine Skrzepski an. Rehberg hatte im Wahlkampf ein Kompetenzteam um sich geschart. Die Funktion der sieben Herren aus Justiz, Wirtschaft, Hochschulen und Kultur blieb aber im Dunkeln.

Rehberg vergrätzte damit wohl manchen Parteifreund, der sich selbst als kompetenter ansieht. Ungewöhnlich nannte selbst Rehberg seinen Wahlkampf. „Ich gehe dahin, wo die Wähler sind“, sagte er. Seitdem der 48-Jährige im November zum CDU-Spitzenkandidaten wurde, tourte er von Landkreis zu Landkreis, besuchte Betriebe, Vereine, Schulen und Amtsstuben. Wer wollte, konnte ihn zum Frühstück einladen. Sogar die Grünen machten davon Gebrauch.

Kein Drachenboot- oder Pferderennen, wo der Kandidat nicht auftauchte oder mitmachte. Selbst auf einem Truck der so genannten Job-Parade am 1. Mai in Schwerin bewegte Rehberg zu lärmender Technomusik die Hüften. Öffentlichkeitswirksam ernannte sich Rehberg sogar im Januar zum Ost-Berater von Unions-Kanzlerkandidat Stoiber. In dessen Kompetenzteam war für Rehberg allerdings kein Platz.

Der leicht aufbrausende Rehberg war seit zwölf Jahren ein auch in den eigenen Reihen nicht immer unumstrittener Fraktionschef. Gerade während der vergangenen vier Oppositionsjahre hatte er einerseits mit partei-internen Kritikern, andererseits auch mit manchem eher lustlosen ehemaligen CDU-Minister in seiner Fraktion zu kämpfen.

Im Frühjahr 2001 war der CDU-Politiker kurz vor dem Absprung aus der Politik. Vier Jahre lang war er ehrenamtlicher Präsident des Fußball-Bundesligisten FC Hansa Rostock. Er spekulierte auf einen gut bezahlten Managerposten. Doch die Pläne zerschlugen sich. Die Zeit bei Hansa habe ihn ausgleichender und verbindlicher werden lassen, versicherte Rehberg, als er zum Spitzenkandidaten und dann auch zum CDU-Landesvorsitzenden in Mecklenburg-Vorpommern gekürt wurde.

Wenn er nun vier weitere Jahre die Oppositionsbank drücken muss, hat er jedenfalls eine erneuerte und verjüngte Fraktion im Rücken, in der mancher Abgeordnete sein Mandat der Unterstützung Rehbergs zu verdanken hat. Es wäre eine kleine Sensation, wenn sich der bislang so kampfeslustige Rehberg nicht erneut zum Fraktionschef wählen ließe. Der rotroten Koalition jedenfalls will er „ordentlich Dampf“ machen.

Möglicherweise schlägt er gegenüber der SPD dann auch einen versöhnlicheren Ton an, als er es in der vergangenen Legislaturperiode zu tun pflegte. Gegenüber Ministerpräsident Ringstorff wird ihm dies aber schwerfallen. Die beiden verbindet eine tiefsitzende Feindschaft, aufgrund der allein zurzeit eine große Koalition unmöglich ist. Aber wer sagt denn, dass Rinstorff die SPD in vier Jahren noch einmal ins Rennen führt.

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