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Politik: Von der Jugend lernen

Planspiel zu Themen der Islamkonferenz

Berlin - Muslime in Deutschland sind vor allem: jung. 42 Prozent der vier Millionen Muslime in Deutschland sind jünger als 25 Jahre. In der Deutschen Islam Konferenz (DIK), die bei Bundesinnenminister Thomas de Maizière (CDU) angesiedelt ist, kommen die Erfahrungen der jungen Generation allerdings kaum vor. Die Vertreter dort sind mindestens eine Generation älter. Gleichzeitig hat eine Studie ergeben, dass die jungen Muslime gar nichts wissen von der Islam Konferenz. Das war für die Mercator Stiftung, die Humboldt-Universität und das Bundesinnenministerium Grund genug, eine „Junge Islam Konferenz“ (JIK) ins Leben zu rufen. Jetzt tagt sie zum ersten Mal – in Form eines Rollenspiels.

Dazu schlüpfen 40 Abiturienten und Studenten im Alter von 17 bis 23 Jahren mit und ohne Migrationshintergrund in die Rollen der Teilnehmer der DIK und vertreten sowohl die Seite von Bund, Ländern und Kommunen als auch die Seite der muslimischen Verbände und Persönlichkeiten. Wie bei dem großen Bruder DIK gibt es auch bei der JIK Arbeitsgruppen, in der unter anderem diskutiert wird, wie man Islamunterricht an deutschen Schulen einführen kann und wie man Extremismus verhindert.

Aylin Selcuk, 22 Jahre alt, studiert in Berlin Zahnmedizin und spielt bei der Jungen Islam Konferenz Maria Böhmer, die Beauftragte der Bundesregierung für Migration. Ob ihre Meinung zur Integration mit Böhmers übereinstimmt? „Ich weiß, dass Frau Böhmer Chancengleichheit und Partizipation sehr am Herzen liegen“, sagt Aylin Selcuk, „aber ich hätte mir gewünscht, sie hätte sich in der Sarrazin-Debatte mehr eingemischt“. Bei dem Planspiel der JIK geht es auch gar nicht darum, die gleichen Meinungen zu vertreten, sondern sich mal in eine andere Sichtweise hineinzuversetzen. Am Ende der Tagung sollen die Teilnehmer Ideen zum Thema Islam und Muslime in Deutschland formulieren. Die Empfehlungen sollen auf der nächsten Sitzung der DIK im März an de Maizière überreicht werden.

„Meine Eltern kamen mit 18 Jahren hierher und haben ein anderes Verhältnis zu Deutschland als ich“, sagt Aylin Selcuk. „Ich fühle mich hier selbstverständlich zu Hause.“ Für die junge Generation sei Deutschland längst „viel bunter und vielfältiger”, sagt Projektleiterin Esra Kücük, 27. Umso ärgerlicher finden sie und Selcuk, dass sie ständig gefragt würden, woher sie kämen, für welches Land sie sich entscheiden würden. Manchmal habe sie das Gefühl, ihr werde eine Identitätskrise regelrecht von außen aufgedrängt, sagt Aylin Selcuk. Sauer sei sie darüber, dass sie neuerdings als Muslimin abgestempelt werde, obwohl sie nicht gläubig sei. „Was soll das? Meine Freundinnen werden ja auch nicht als Christinnen bezeichnet.“

„Gehen Sie in die Offensive”, appellierte Rita Süssmuth (CDU) an die jungen Leute. „Helfen Sie allen, dass wir uns besser verstehen. Und vergessen Sie nie die Schwächeren.“ Claudia Keller

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