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Waffenrecht: Diskussion um Folgen aus dem Amoklauf

Der Amoklauf eines 17-Jährigen in Winnenden hat eine hitzige Diskussion um die Verschärfung des Waffenrechts in Gang gesetzt. Eine Veranlassung dazu sehen viele Politiker nicht. Hingegen wird die Forderung nach mehr psychologischem Personal an Schulen und einem Verbot von Computer-Gewaltspielen immer lauter.

Nach dem Amoklauf von Winnenden hat das Nachdenken über politische Konsequenzen begonnen. Eine weitere Verschärfung des Waffenrechts halten Politiker und Experten aber nicht für erforderlich. "Wir sind auf der Höhe der Zeit", sagte der Vorsitzende des Bundestagsinnenausschusses, Sebastian Edathy (SPD), der "Welt". Ähnlich äußerte sich der CDU-Innenexperte Wolfgang Bosbach: "Wir haben das Waffenrecht nach Erfurt weiter verschärft und haben im internationalen Vergleich ein strenges Gesetz", sagte er dem "Hamburger Abendblatt". Der Vorsitzende der Gewerkschaft der Polizei, Konrad Freiberg, erklärte in der hannoverschen "Neuen Presse": "Das Waffenrecht in Deutschland ist so streng wie nie zuvor." Die Waffen wie vorgeschrieben wegzuschließen, liege "in der Verantwortung eines jeden privaten Waffenbesitzers".

Bosbach warnte vor einer einseitigen Diskussion um das Waffenrecht: "Die Themen schulpsychologische Arbeit und Gewaltprävention sind nach so einem Fall mindestens genauso wichtig." Edathy kann sich nach eigenen Angaben vorstellen, Metalldetektoren einzusetzen "in den Schulen, in denen bereits festgestellt wurde, dass Waffen im Umlauf sind".

Mehr Psychologen an Schulen

Der Deutsche Lehrerverband forderte mehr psychologisches Personal an Schulen. Auch die Ausbildung von Streitschlichtern unter den Schülern sowie Deeskalationstrainings seien geeignete Maßnahmen, sagte der Verbandsvorsitzende Josef Kraus der "Neuen Presse". Der Direktor des Kriminologischen Forschungsinstituts Niedersachsen, Christian Pfeiffer, bezweifelte in der ARD-Sendung "Hart aber fair" allerdings den Nutzen von mehr Schulpsychologen, weil sie für gefährdete Schüler Fremde seien, denen diese sich kaum öffnen würden.

Der Kriminologie-Professor Hans-Dieter Schwind verlangte ein generelles Verbot von Computer-Gewaltspielen. "Dass der 17-Jährige auf der Flucht noch weiter um sich geschossen hat, ist ein Verhalten, das Jugendliche auch in Spielen wie Counter Strike oder Crysis lernen können." Medieneinflüsse seien zwar keine vorrangigen Einflussfaktoren, sie begünstigten aber solche Gewalttaten. Zu den Ursachen der Eskalation zählt Schwind eine "über längere Zeit aufgestaute Wut beziehungsweise Frustration und das Fehlen von Bezugspersonen, die eine Ventilfunktion wahrnehmen können".

CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt forderte nach dem Amoklauf eine «Allianz gegen Gewalt und Verrohung». Alle relevanten gesellschaftlichen Kräfte müssten sich daran beteiligen, sagte er. "Wir müssen endlich auf breiter Front gegen die Tendenzen der Verrohung antreten." (sgo/dpa/ddp)

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