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Bak

© AFP

Wahlen: Machtübernahme in Südkorea

Durch den Wahlsieg des konservativen Oppositionskandidaten Lee Myung Bak verliert zum ersten Mal seit zehn Jahren das liberale Lager die Macht in Südkorea.

Bei der Präsidentschaftswahl in Südkorea hat der konservative Oppositionskandidat Lee Myung Bak den Sieg davon getragen und damit nach einem Jahrzehnt die Herrschaft der Liberalen beendet. Laut mehreren Nachwahlbefragungen, die das südkoreanische Fernsehen veröffentlichte, errang der 66-jährige Favorit die absolute Stimmenmehrheit und lag mit einem Vorsprung von 25 Prozentpunkten deutlich vor seinem schärfsten Konkurrenten, Chung Dong Young von der United New Democratic Party (UNDP). Lee hatte mit seinem wirtschaftsorientierten Wahlprogramm gepunktet. Allerdings hatten seine Anhänger wegen eines  Finanzskandals Stimmenverluste gefürchtet.   Laut der gemeinsamen Befragung der Sender KBS und MBC kam Lee Myung Bak auf 50,03 Prozent der Stimmen, seine Konkurrenten Chung und der unabhängige Kandidat Lee Hoi Chang erreichten demnach 26 Prozent und 13,5 Prozent. Die beiden unterlegenen Kandidaten gestanden bereits ihre Niederlage ein. Damit verliert das liberale Lager nach einem Jahrzehnt die Macht in Südkorea. Der amtierende liberale Präsident Roh Moo Hyun durfte nach fünf Jahren im Amt nicht mehr kandidieren.    Für Lee Myung Bak, der am Wahltag 66 Jahre alt wurde, dürfte es ein unvergesslicher Geburtstag gewesen sein. In der Zentrale seiner Grand National Party (GNP) in Seoul brach Jubel aus, als das Fernsehen die Umfrageergebnisse zeigte. Im Zentrum der Hauptstadt feierten Lees Anhänger mit Sprechchören, Tänzen und Feuerwerk den Sieg. "Ich werde mein Bestes geben, um die Wirtschaft des Landes wiederzubeleben, die in der Krise ist," sagte Lee in einer ersten Ansprache vor seinen Anhängern. Nach seiner Amtsübernahme im Februar wird Lee der erste Präsident mit Berufserfahrung in der Wirtschaft.

Konkurrent ist in Finanzskandal verwickelt
  
Die Mehrheit der südkoreanischen Wähler traut Lee offenbar zu, für die hohe Jugendarbeitslosigkeit im Land, die wachsende Kluft zwischen Arm und Reich und die steigenden Immobilienpreise die besten Lösungen zu haben. Er setzte sich im Wahlkampf das Ziel, das Wachstum seines Landes auf sieben Prozent zu steigern. In der Bevölkerung gilt er als Selfmademan, der sich mit seiner Durchsetzungskraft den Spitznamen "Bulldozer" erwarb. Auch die Beziehungen zu Nordkorea dürften sich mit Lee als Präsident verändern. Der Konservative hatte Roh vorgeworfen, dem Nachbarland ohne Bedingungen umfangreiche Hilfen zukommen zu lassen.
  
Im Endspurt war der Wahlkampf von Lee von einem Finanzskandal überschattet. Das Parlament in Seoul hatte am Montag einen Untersuchungsausschuss eingesetzt, der Korruptionsvorwürfe gegen ihn prüfen soll. Kurz vor der Wahl war ein Video aufgetaucht, auf dem Lee die Gründung einer Firma zugibt, die 2001 in einen Finanzskandal verwickelt war. Die Staatsanwaltschaft prüft nun Anschuldigungen gegen den Präsidentschaftsanwärter wegen Dokumentenfälschung und Unterschlagung. Wenn Lee Präsident wird, genießt er jedoch Immunität.
  
Das Leben von Lee ist die Geschichte eines Aufsteigers. Als Jugendlicher besuchte er die Abendschule, um tagsüber als Verkäufer mit seiner Mutter für den Unterhalt der Familie zu sorgen. Später schaffte er es an die Universität und stieg im Alter von 36 Jahren in die Führungsetage des Autokonzerns Hyundai auf. Als  Bürgermeister von Seoul setzte er zwischen 2002 und 2006 unter anderem mehrere Umweltprojekte durch. (mpr/AFP)

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