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Wählerwanderung im Überblick: SPD und FDP verlieren an die Union, AfD zieht Nichtwähler – und zehntausende Grüne
Friedrich Merz kann seinen Erfolg auf die Misserfolge von den größten Verlierern bauen. Wähler der Grünen wandern vor allem an die LInke. Die AfD bringt über 1,8 Millionen Nichtwähler an die Urnen.
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Die Bundestagswahl kennt an diesem Abend vor allem drei Gewinner: Die Union feiert ihr Comeback als stärkste Partei, die AfD verdoppelt ihr letztes Ergebnis und die Linke schafft den Wiedereinzug in den Bundestag mehr als deutlich.
Auf der anderen Seite steht die SPD vor dem schlechtesten Ergebnis ihrer Geschichte. Auch die Grünen verlieren leicht. Die FDP fliegt wahrscheinlich aus dem Bundestag, womöglich auch das bei den Ost-Wahlen überraschend starke BSW. Woher Erfolg und Misserfolge rühren, zeigt ein Blick auf die Wählerwanderung.
Die großen Verlierer: SPD und FDP
1. SPD verliert vor allem an die Union
Bei der letzten Wahl im Jahr 2021 konnte Olaf Scholz (SPD) auf den letzten Wahlkampfmetern noch an der Union und Kanzlerkandidat Armin Laschet vorbeiziehen. Nun muss der amtierende Kanzler Wählerinnen und Wähler an seinen diesjährigen Herausforderer ziehen lassen. Die SPD verliert laut Infratest dimap mit über 1,8 Millionen Stimmen mit Abstand am meisten an die Union. Auch die AfD gewinnt 680.000 Wähler von den Sozialdemokraten.
Die ehemalige SPD-Wählerschaft wandert also in großen Teilen ins konservativ-rechte Lager ab. An linke Parteien verliert die Partei dagegen weniger: 540.000 an die Linke, 410.000 an das BSW und 300.000 an die Grünen.

© Grafik: Tagesspiegel/K. Schuber | Quelle: dpa, Infratest dimap (für ARD), Stand: 23.2.2025, 19.38 Uhr – verstorbene und weggezogene Wähler nicht enthalten
2. FDP muss Wähler an Union und AfD ziehen lassen
Den Freien Demokraten geht es ähnlich. Auch die FDP gibt mit 1,3 Millionen Wählerstimmen die meisten an die Union ab. Die AfD freut sich ebenfalls über 800.000 Stimmen der Liberalen.

© Grafik: Tagesspiegel/K. Schuber | Quelle: dpa, Infratest dimap (für ARD), Stand: 23.2.2025, 19.38 Uhr – verstorbene und weggezogene Wähler nicht enthalten
Im November hat Olaf Scholz Christian Lindner als Finanzminister entlassen. Inhaltlich stand die FDP häufig alleine gegen Grüne und SPD. Selbst an die ehemaligen Ampel-Partner haben die Liberalen nun Wähler verloren, wenn auch nur marginal: 170.000 an die Grünen und 80.000 an die SPD.

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Der sozialliberale Flügel hat in der Partei zuletzt keine prominente Rolle mehr gespielt. Auch das könnte erklären, weshalb 90.000 Menschen zur Linken abgewandert sind. Gewinnen konnte die FDP von keiner Partei.
Die großen Gewinner: Union, AfD und Linke
1. CDU gewinnt frustrierte Ampel-Wähler
Die Union dürfte nach vorläufigen Angaben des Instituts Infratest dimap vor allem von frustrierten „Ampel“-Wählern profitiert haben. Allein gut 1,8 Millionen Wählerinnen und Wähler wanderten von der SPD zur Union, ebenso 1,3 Millionen von der FDP und immerhin 390.000 von den Grünen. Zudem konnte die Union demnach über eine Million Nichtwähler mobilisieren.
Allerdings hat auch die Union verloren, wenn unter dem Strich nur wenig: 910.000 Menschen wählten nun die AfD. Auch an BSW und Linke verloren CDU/CSU eine Reihe von Anhängern.

© Grafik: Tagesspiegel/ K. Schuber | Quelle: dpa, Infratest dimap (für ARD), Stand: 23.2.2025, 19.38 Uhr | verstorbene und weggezogene Wähler nicht enthalten
2. AfD zieht vor allem Nichtwähler
Die AfD hat rund 1,8 Millionen Nichtwähler für sich gewinnen können. Massiv waren auch die Gewinne bei den Wählern der Union (910.000), der FPD (800.000) und der SPD (600.000). Sogar von den Grünen hat die AfD 90.000 Wähler abgezogen.

© Grafik: Tagesspiegel/K. Schuber | Quelle: dpa, Infratest dimap (für ARD), Stand: 23.2.2025, 19.38 Uhr – verstorbene und weggezogene Wähler nicht enthalten
Die Wählerwanderung für die AfD analysierte auch die Forschungsgruppe Wahlen - hier wird ebenfalls die spürbare Mobilisierung von Nichtwählern deutlich: Diesen Befragungen zufolge konnte die AfD sogar 2,35 Millionen Nichtwähler mobilisieren und der Union 1,1 Millionen Stimmen abnehmen. Dahinter folgten SPD und FDP.
3. Die Linke wildert bei Grünen und SPD
Die Linke konnte im Wahlkampfendspurt massiv aufholen. Lange musste sie um den Einzug in den Bundestag zittern, nun könnte sie sogar bei neun Prozent landen. Vor allem bei Jungwählern konnte die Partei punkten, ein Viertel der Wähler unter 25 Jahren gab der Partei ihre Stimme, was sie zur stärksten Kraft in dieser Altersgruppe macht. Wähler gewann die Linke vor allem bei den Grünen (600.000) und der SPD (540.000).

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Nichtwähler konnte die Partei nur in geringem Umfang mobilisieren. Zudem verlor die Partei 440.000 Wähler an das von der Linken abgespaltene BSW sowie 100.000 an die AfD.
4. Wo BSW und Grüne gewannen
Das Bündnis Sahra Wagenknecht ist zum ersten Mal angetreten und hat folglich lediglich anderen Parteien Stimmen abgenommen, vor allem SPD und Linkspartei. Sie brachte zudem laut Infratest rund 410.000 Nichtwähler an die Urnen.

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Die Grünen konnten von ihren ehemaligen Ampelpartnern Wähler ziehen: von der SPD 300.000 und von der FDP 170.000. Auch 190.000 Menschen, die zuvor nicht gewählt hatten, entschieden sich nur für Bündnis 90/Die Grünen.
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