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Wahlkampfstrapazen: Müntefering erleidet Schwächeanfall

Der SPD-Vorsitzende Franz Müntefering ist auf einer Wahlkampfveranstaltung in Homburg zusammengebrochen. Er wurde von Sanitätern versorgt und in das Universitätsklinikum der Stadt gebracht.

Homburg (24.08.2005, 22:48 Uhr) - Es wirkt, als habe Franz Müntefering den Faden verloren: Der 65-Jährige gerät ins Stocken, versucht sich zu sammeln, doch er bricht zusammen. Noch vor Beginn der heißen Wahlkampfphase muss der SPD-Vorsitzende am Mittwoch der Hektik der vergangenen Wochen Tribut zollen und erleidet bei einer Kundgebung in Homburg an der Saar einen Schwächeanfall.

Müntefering, seit Frühjahr 2004 SPD-Chef, hat am Mittwoch schon ein langes Wahlkampfpensum hinter sich, ehe er in der Stadt an der Grenze zu Rheinland-Pfalz auf die Bühne tritt. Am Mittag ist er von Berlin nach Frankfurt geflogen und dann mit dem Auto ins Saarland gefahren. In Saarbrücken besucht am frühen Nachmittag saarländische Wahlkampfteams. Anschließend unternimmt er bei eine gemütliche Bootstour mit 200 Senioren auf der Saar.

In Homburg stärkt sich Müntefering dann zunächst mit dem SPD-Landeschef Heiko Maas in einer Gaststätte. Danach schütteln die beiden auf dem Weg durch die Fußgängerzone die Hände von Passanten, für die Würstchen, Frikadellen und Bier bereit stehen. Auf der Bühne gibt es zunächst eine Gesprächsrunde mit den SPD-Bundestagskandidaten im Saarland, dann redet Maas, ehe für Müntefering der Höhepunkt seiner eintägigen Tour im Saarland ansteht. In keinem anderen Bundesland in Westdeutschland ist die Konkurrenz der Linkspartei so groß wie hier - überall hängen Plakate von Oskar Lafontaine und Gregor Gysi, die im Saarland auf ein deutlich zweistelliges Ergebnis hoffen.

Der 65-Jährige wirkt zunächst sehr konzentriert, greift Unions-Kanzlerkandidaten Angela Merkel an und fordert von den Unternehmen mehr Engagement für neue Arbeitsplätze. «Es kann nicht sein, dass die Gewinne ins Ausland mitgenommen werden und wir in Deutschland auf 4,8 Millionen Arbeitslosen sitzen gelassen werden», schimpft der Sauerländer vor rund 400 Zuhörern.

Eigentlich will Müntefering 45 Minuten reden, doch schon nach 20 Minuten ist er am Ende seiner Kraft: Er versucht noch, sich am Pult festzuhalten, doch er sackt zusammen und wird von Ordnern aufgefangen. Ein Aufschrei geht durch die Menge. Müntefering wird hinter die Bühne gebracht und dort von Sanitätern versorgt. Wenige Minuten später rast seine Wagenkolonne mit dem Krankenwagen an der Spitze in die Homburger Uniklinik. Nach rund einer Stunde kommt SPD-Landeschef Maas aus der Klinik. Der 38-Jährige wirkt betroffen, zündet sich eine Zigarette an: «Er wird gerade von den Ärzten behandelt.»

Bald darauf Entwarnung: Müntefering soll nach Angaben von SPD-Sprecher Lars Kühn in der Nacht zum Donnerstag zur Beobachtung in der Universitätsklinik bleiben, aber: «Es geht ihm gut», sagt Kühn zum Gesundheitszustand Münteferings. (Von Christian Jung und Thomas Struk, dpa)

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