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Politik: Was das Bier über die Frauen aussagt

Es mag ein wenig niggelig wirken im Euphoriegewitter – aber die Wahrheit ist nun einmal, dass neben den Kickern auch das Bier zur allgemeinen Hochstimmung beiträgt. Es gilt als emotionsneutral, passt sich aber der Situation des Trinkers geschmeidig an: Den depressiven Gewohnheitssäufer macht es müde und gleichmütig, den euphorisierten Fußballfan dagegen versetzt es in Hochstimmung und gibt ihm zusätzliche Jubelenergie, die ohne Fußball im Hüftspeck stecken bleiben würde.

Es mag ein wenig niggelig wirken im Euphoriegewitter – aber die Wahrheit ist nun einmal, dass neben den Kickern auch das Bier zur allgemeinen Hochstimmung beiträgt. Es gilt als emotionsneutral, passt sich aber der Situation des Trinkers geschmeidig an: Den depressiven Gewohnheitssäufer macht es müde und gleichmütig, den euphorisierten Fußballfan dagegen versetzt es in Hochstimmung und gibt ihm zusätzliche Jubelenergie, die ohne Fußball im Hüftspeck stecken bleiben würde. Fußball und Bier sind unzertrennlich wie die Ratiopharm-Zwillinge; wer das nicht glaubt, kann sich das Westfalenstadion ja mal auf dem Prosecco-Trip vorstellen. Huch! (Obwohl Eingeweihte ja finden, das amerikanische Stadionbier schmecke so ähnlich, nur dünner und süßer.)

Immer, wenn Phänomene auftreten, gehen alsbald die Phänomene-Interpretierer an die Arbeit. Es werden zur WM unglaubliche Massen Bier getrunken, das wissen sie. Aber wer trinkt das alles? Es sind, psst, die Frauen. Jahrhundertelang wurden sie diskriminiert als Hausdrachen, die bei Pfefferminztee auf dem Sofa hocken, allzeit bereit, dem hackedicht zurückkehrenden Gemahl das Nudelholz überzubraten. Doch der Fußball hat die Angleichung der Geschlechterrollen verschärft: Der Anteil der mittrinkenden Frauen beim Fußball-TV ist von 55 auf 70 Prozent gestiegen – das haben die Marketingleute der deutschen Landwirtschaft ermittelt. Die Vergleichszahlen für Männer fehlen; kann sein, dass sie von 95 auf 120 Prozent gestiegen sind.

Aber immerhin. Und warum, Frauen? Männer sind auf den perfekten Genuss aus, heißt es, ihr dagegen schätzt das „Gemeinschaftserlebnis und die Geselligkeit“. Seltsam: War das nicht früher der Hauptgrund für Männer, in der Kneipe zu versacken? Haben Frauen nicht immer behauptet, gesellige Gemeinsamkeit könne es durchaus auch bei Roibusch-Tee und Apfelschorle geben, nur eben ohne den Dämon Alkohol?

Vorbei. Heute gibt es Frauen, die sich das Rauchen abgewöhnt haben, aber das Feuerzeug trotzdem behalten, um damit stilecht den Kronkorken abzufluppen. Sie kriegen die schwarz-rot-goldene Gesichtsbemalung viel akkurater hin als Männer, stoßen schrille Pfiffe zwischen den Fingern hervor, und so wird man sagen dürfen, dass die Frauen die Geschichte des Fußballs und des Biers neu geschrieben haben. Eines Tages begreifen sie womöglich sogar noch die Abseitsregel.

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