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US-Vorwahlen: Was Deutschland von den Kandidaten erwarten kann

Der Super Tuesday ist gelaufen. John McCain ist als Präsidentschaftskandidat der Republikaner kaum noch zu stoppen. Bei den Demokraten liegt Ex-First-Lady Hillary Clinton vor Barack Obama weiter fort.

Von Amir El-Ghussein

Eines ist jetzt schon klar: Egal wer von den Kandidaten der nächste US-Präsident wird die Europäer dürfen Aufatmen, denn die Kandidaten werden George W. Bushs extremer Interessenpolitik den Rücken kehren. Sowohl Clinton und Obama als auch McCain plädieren dafür die Beziehungen zu Europa zu stärken. Sie wollen Krisen mit multilateraler Diplomatie lösen und gelten als Transatlantiker - in Kontrast zu den Neokonservativen, die zuletzt die Außenpolitik dominierten und auch den offenen Streit mit europäischen Partnern nicht scheuten.

Die beiden demokratischen Kandidaten liegen in ihren Positionen zum Irak, zur Außenpolitik allgemein oder zum Klimaschutz gar nicht so weit auseinander. Hillary Clinton verkörpert die größere politische Erfahrung. Allerdings steht der Senator von Illinois für ein starkes Verständnis gegenüber anderen Ländern. Er ist als Kind dreieinhalb Jahre in Indonesien auf eine muslimische Schule gegangen und er hat häufig Afrika besucht, weil es die Heimat seines Vaters ist. "Er schaut auf die Außenwelt, aber es ist nicht Europa. Europa wäre eine neue Herausforderung für ihn. Aber er begreift, dass die äußere Welt anders tickt als Amerika, und dass es da ein Vermittlungsproblem gibt", sagt Christoph von Marschall, US-Korrespondent des Tagesspiegel.

Problemfeld Militäreinsätze

Die Kandidaten für die Bush-Nachfolge stehen für einen neuen Stil im transatlantischen Verhältnis. Daraus könnten sich allerdings auch weitere Forderungen an die Nato-Partner wie beispielsweise auch Deutschland ergeben - etwa nach einer Truppenverstärkung in Afghanistan. Clinton und Obama halten den dortigen Einsatz für wichtiger als den im Irak.

Der Republikaner John McCain ist der einzige, der sich offensiv für ein weiteres Engagement im Irak ausgesprochen hat. Egal wie der nächste Präsident heißt er ist mit der Tatsache konfrontiert, dass viele US-Truppen in Irak und Afghanistan stationiert sind. "Obwohl das sehr unpopulär ist, können diese Soldaten nicht einfach abgezogen werden. Deshalb wird jeder neue Chef im Weißen Haus von den Europäern, auch den Deutschen, ein stärkeres militärisches Engagement verlangen", sagte SPD-Politiker Karsten Dietrich Voigt Koordinator der Bundesregierung für deutsch-amerikanische Zusammenarbeit in der "Frankfurter Rundschau".

Hohe Erwartungen

Im Bereich der Klimapolitik könnte sich die Blockadehaltung der USA lösen. Während die Europäer auf die ordnungspolitische Karte setzen, dürften die Amerikaner verstärkt auf ökonomische Anreize ins Zentrum ihrer Strategie stellen.

In Deutschland wünschen sich viele einen Demokraten, denn "sie wollen versuchen das Ansehen der USA in der Welt zu verbessern. Das Problem wird jedoch sein: Wir werden viele Erwartungen enttäuscht sehen", sagte Prof. Detlef Junker vom Heidelberg Center for American Studies. So zieht Voigt das Fazit: "Es wird nicht schwieriger werden, sondern anders".

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