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Geschichte. Bundeskanzlerin Angela Merkel spricht mit US-Präsident Barack Obama im Juni 2015 bei Schloss Elmau in Bayern.

© Michael Kappeler/dpa

Vier Fragen an Josef Joffe: Was macht die Welt?

"Zeit"-Herausgeber Josef Joffe schlägt zum Umgang mit den USA vor: Obama nachwinken, Trump als Serie verstehen - und auf Chelsea Clinton warten.

Obama war ein letztes Mal in Berlin. Was hat Deutschland ihm zu verdanken?

Eine ruhige Hand am Ruder. Er verkörperte, was die deutsche Politik am meisten schätzt: Berechenbarkeit. Carter nervte Helmut Schmidt mit seiner Sprunghaftigkeit. Reagan war den Bonnern nicht geheuer, obwohl er im Amt viel besonnener agierte als im Wahlkampf. Gut lief es mit Vater Bush, der den Deutschen die Felsbrocken auf dem Weg zur Vereinigung wegräumte.

Bush Junior war dagegen der Gottseibeiuns. Obama und Merkel waren wie ein altes Paar: Sie vertrauten und schätzten einander, kamen sich aber nie nahe, weil beide leidenschaftslos sind. Und das ist gut so in der Außenpolitik.

Trumps Personalkarussell dreht sich – eine Geisterbahn?

Genau betrachtet, fährt die Bahn vorerst richtig. Chris Christie, der übel beleumundete Gouverneur von New Jersey, ist out als Chef des Übergangsteams; drin ist Vizepräsident Mike Pence, ein gestandener Profi. Und der hat schon mal verfügt, was WmdWs Herz erquickt: Alle Lobbyisten raus aus dem Team!

Aber es tobt der Machtkampf. Wer den kapieren will, schaue sich die Staffeln zwei und drei von „House of Cards“ an, wo Frank Underwood sich erst ins Amt des Vizepräsidenten, dann des Präsidenten boxt und alle gegen alle ausspielt. Wir freuen uns auf unterhaltsame vier Jahre.

Marine Le Pen will mit Trump und Putin ein Trio bilden, das den Weltfrieden rettet. Was soll die Welt davon halten?

Fantastisch. Drei Freunde sollt ihr sein – das hat es in der Weltpolitik noch nie gegeben, nicht mal als Zar, Kaiser und die britischen Royals Cousins waren. Die sind nämlich 1914 gegeneinander in den Krieg gezogen. Aber Le Pen, Trump und Putin sind eben richtige Geschwister im Geiste, mit den passenden Charakterzügen: bescheiden, zuvorkommend, selbstentäußernd, sensibel. Etwa so: „Après vous, madame“, „no, after you, monsieur“. Putin kriegt Syrien und Ukraine, Trump ein Protektorat über Mexiko und Le Pen das französisch sprechende Afrika als exklusive Einfluss- und Handelssphäre, welche die EU ersetzt. Wohlgefallen und Frieden forever.

Ein letztes Wort zu Hillary Clinton...

Ein letztes Wort? WmdW kennt die E-Mails, die Wikileaks noch nicht veröffentlicht hat. Die legen die nächste Etappe auf dem Weg der Clinton-Dynastie bloß: Was Mom nicht geschafft hat, wird der Tochter gelingen. Chelsea wird nach der zweiten Amtszeit Trump das richtige Alter für die Präsidentschaft haben, mit dem Erfahrungsschatz der Eltern im Kopf und dem Geld und den Netzwerken der Clinton-Stiftung im Rücken. Was auch noch niemand weiß: Im Familienwappen steht „Never give in, never give up“ – nie nach-, nie aufgeben!

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