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Weltklimagipfel: Der Weg ist nicht das Ziel

Der Weg zur Rettung des Klimas ist weit. Aber zumindest auf einen Fahrplan dafür hat sich die Welt beim Klimagipfel der Vereinten Nationen geeinigt: die Bali-Roadmap. Geht dieser Plan auf?

Es ist Europa, China, Südafrika, Brasilien und weiteren Entwicklungsländern aber nicht gelungen, den gewaltigen politischen Druck, der sich in diesem Jahr weltweit aufgebaut hat, in ein überzeugendes Verhandlungsmandat umzumünzen. Der Hinweis, wo die Reise hingehen soll, findet sich in der Präambel in einer Fußnote, und auch da nur verklausuliert.

Dabei war die Botschaft des Weltklimarats, des IPCC, klar: In den kommenden 10 bis 15 Jahren muss der Höhepunkt des weltweiten Treibhausgasausstoßes überschritten sein, danach müssen die Emissionen drastisch sinken. Das bedeutet, dass die Industrieländer ihren Treibhausgasausstoß bis 2020 um mindestens 25 bis 40 Prozent unter das Niveau von 1990 drücken müssen. Bis 2050 muss er weltweit um die Hälfte sinken. Trotzdem haben Delegationen aus 186 Staaten 15 Tage lang darüber gestritten, wie deutlich der Hinweis auf diese Zahlen ins Verhandlungsmandat geschrieben werden darf. Schuld daran sind vor allem die USA, die zwar anerkennen, dass Klimaschutz nötig ist, sich aber nicht festlegen wollen, wie sehr. Die Europäer wiederum finden es angesichts des IPCC-Reports grotesk, auf eine solche Festlegung zu verzichten. Und das sahen auch die Schwellenländer China und Indien so. Ganz zu schweigen von den Entwicklungsländern, denen das Wasser bereits bis zum Hals steht, wie etwa den kleinen Inselstaaten im Pazifik und der Karibik.

Der Größe des Problems werden weder die Delegierten auf Klimagipfeln gerecht, die sich auf Bali etwa mehrere Stunden über die Frage, ob an einer Stelle ein Komma oder ein Semikolon stehen muss, zerstritten, noch die Amerikaner mit ihrem Konzept der Freiwilligkeit. Beiden ist eines gemeinsam: Sie sind zu langsam, um in 10 oder 20 Jahren ihre Ökonomien für eine kohlenstoffarme Zukunft gerüstet zu haben. Der Klimaberater der Kanzlerin, Hans Joachim Schellnhuber, hat mit seiner Einschätzung, dass wir uns auf eine „viel wärmere Zukunft“ einstellen müssen, wohl leider recht.

Aber es ist nicht aussichtslos. Denn in diesem Jahr ist viel passiert, was Hoffnung macht: Die USA sind zurück im Klimaprozess. Sie sitzen zwar nicht im Fahrersitz, haben den Bus aber auch nicht verpasst. So drückte es der chinesische Delegationsleiter nach der dramatischen Abstimmung auf Bali aus. Und überall auf der Welt gibt es Unternehmen, Bürger und Regierungen, die Lösungen für das Problem ausprobieren. Auf Bali haben die Bürgermeister von New York und London eine Deklaration unterschrieben, mit der sie sich verpflichten, den Treibhausgasausstoß ihrer Städte bis 2050 um 60 bis 80 Prozent unter das Niveau von 1990 zu bringen. 150 Firmen in den USA verlangen von ihrer Regierung Emissionsgrenzen, weil sie verstanden haben, dass sie nicht so weitermachen können. Norwegen, Neuseeland und Costa Rica haben Pläne präsentiert, wie sie kohlendioxidfreie Länder werden können. Und auch Deutschland hat ein ambitioniertes Klimapaket vorgelegt, das in die richtige Richtung weist.

Viele Menschen sind bereits auf dem Weg der Bali-Roadmap. Nur wäre es mit einem verbindlichen Klimavertrag, an dem alle Länder beteiligt sind, wesentlich leichter, am Ziel auch anzukommen.

Ein Kommentar von Dagmar Dehmer

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