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Politik: Wer kann helfen?

Die Lebensmittel werden knapp – über den Einsatz gibt es Streit

Von Jan Dirk Herbermann

und Marcel vom Lehn

Plünderungen, Schießereien und der Kollaps aller öffentlichen Strukturen: Die humanitäre Lage im Irak verschärft sich, und die meisten Hilfsorganisationen waren zunächst gezwungen, untätig zu bleiben. „Angst und Chaos herrscht im Land“ – auf diese Kurzformel brachte es das Kinderhilfswerk Unicef. Noch könnten die meisten Helfer mit ihren Gütern nicht in das Land einreisen. Noch seien keine sicheren Zugangswege zur kriegsgepeinigten Bevölkerung garantiert. Und wie dann die Versorgung der 27 Millionen Menschen in den nächsten Wochen organisiert werden soll, darüber zirkulieren nur Vermutungen. Deshalb fordert etwa auch Care International endlich freien Zugang zur Bevölkerung.

Immerhin: Die Vorbereitungen des Welternährungsprogramms (WFP) der UN laufen auf Hochtouren. Aber: „Wir müssen in einer sicheren Umgebung arbeiten können“, sagte WFP-Sprecher Maarten Roest. „Sonst wird es extrem schwierig, die Hilfe – immerhin 480 000 Tonnen – zu liefern.“ Auch die Verantwortlichen des UN-Programms „Öl für Lebensmittel“ malen ein düsteres Bild. Allenfalls ein bescheidener Teil der benötigten Artikel würde möglicherweise rechtzeitig die Bestimmungsorte erreichen, sagte der UN-Beauftragte für den Irak, Benon Sevan.

Die Helfer vom Internationalen Komitee des Roten Kreuzes (IKRK) in Bagdad mussten vorläufig ihre Operation unterbrechen. Am Donnerstag nahm das Rote Kreuz einige Rettungsaktivitäten in der irakischen Hauptstadt wieder auf. Der Tod eines kanadischen Logistikexperten hatte zuvor die Mitarbeiter vor die Frage gestellt, ob die ganze Mission abgebrochen werden muss.

Die humanitäre Situation ist indessen unklar. Nur Mutmaßungen könne man darüber anstellen, was in dem Land am dringendsten benötigt werde, sagt Iris Schöninger von der Deutschen Welthungerhilfe. Bislang könne keine private Hilfsorganisation im Irak arbeiten. Nach dem Willen der USA sollen sich alle Helfer zunächst beim Humanitarian Operation Centre, einer Einrichtung des Pentagon und der Kuwaiter Regierung in Kuwait-City, registrieren lassen. Dort sollen ihnen Aufgaben zugeteilt werden. Dies entspreche aber nicht den geltenden Regeln und werde von fast allen Organisationen abgelehnt, so Schöninger. Hilfsorganisationen seien von ihrem Auftrag her dazu verpflichtet, neutral zu handeln und könnten nicht im Windschatten einer Kriegspartei agieren.

Jan Dirk Herbermann, Marcel vom Lehn

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