zum Hauptinhalt

Politik: Werben und wählen

Berlin - Auf einmal ist Wahlkampf. Seit Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärt hat, er wolle die Bundestagswahlen auf diesen Herbst vorziehen, herrscht emsige Betriebsamkeit.

Berlin - Auf einmal ist Wahlkampf. Seit Bundeskanzler Gerhard Schröder erklärt hat, er wolle die Bundestagswahlen auf diesen Herbst vorziehen, herrscht emsige Betriebsamkeit. Wahlkampf ist auch eine Werbeschlacht – gefochten wird sie von den Werbeagenturen der Parteien.

Bernd Heusinger hat den Auftrag für den Bundestagswahlkampf schon vor einem Jahr erhalten. Dennoch musste der Chef der Agentur „Zum Goldenen Hirschen“ radikal umplanen. Zehn Monate sollte sein Wahlkampf für die Grünen eigentlich dauern – jetzt bleiben ihm nur gut zwei Monate. „Für die kommenden drei Monate haben wir eine Urlaubssperre verhängt“, sagt Heusinger.

Die „Goldenen Hirschen“ haben schon viele Wahlkämpfe für die Grünen organisiert, das kommt ihnen nun entgegen. „Man muss als Agentur bei diesem Wahlkampf thematisch wirklich firm sein“, sagt ein Kenner der Szene. „Das kann keine Agentur leisten, die den Kunden bisher nicht kennt.“ Deshalb arbeiten die Parteien mit den Agenturen, die sie kennen. Viele können auf Bundesebene da weitermachen, wo sie in Nordrhein-Westfalen aufgehört haben.

Coordt von Mannstein etwa, der Ex-Berater von Alt-Kanzler Helmut Kohl, hat in NRW für die FDP gekämpft. Jetzt steht fest, dass er auch den Bundestagswahlkampf der Liberalen betreuen wird. „Politische Kommunikation ist bei uns ein immer währendes Ereignis“, sagt er. Mit seiner Agentur „von Mannstein political communication“ hat er etwa 60 Wahlkämpfe betreut, auch in Russland oder Österreich. Dennoch werde es in diesem Jahr besonders spannend, glaubt er. „In diesem kurzen Wahlkampf fehlen die Warm-up-Runden. Es gibt keinen Vorwahlkampf, um Themen zu etablieren.“ Der Druck motiviere.

So sieht das auch Günter Sendlmeier, der als Kreativchef der Agentur McCann-Erickson den Wahlkampf für die CDU gestalten wird. „Der Adrenalinspiegel ist oben – da kann man gut arbeiten.“ Die Agentur hat schon 2002 für die CDU gekämpft und trotz des Misserfolgs der Union weiter gearbeitet. „Wir können einfach loslegen“, sagt Sendlmeier. „Der Schalter muss nur umgelegt werden.“ Für die Schwesterpartei in Bayern übernimmt eine Münchner Agentur den Wahlkampf. Eine Kooperation werde es nicht geben.

Die kleine Agentur DiG/Plus am Hackeschen Markt in Berlin betreut seit Anfang des Jahres die Öffentlichkeitsarbeit der PDS. „Daher hat es direkt nach Schröders Ankündigung der Neuwahl lediglich einen heftigen SMS-Verkehr gegeben“, erzählt Volker Ludwig, Geschäftsführer der Agentur. Jetzt macht DiG den Wahlkampf und arbeitet dabei mit Trialon zusammen, die seit 1994 für die PDS tätig ist. Ludwig will so „die Erfahrung und die Kapazitäten der alten Hasen nutzen und gleichzeitig frischen Wind einbringen“.

Die einzige größere Partei, die sich offiziell noch nicht festgelegt hat, ist die SPD. Doch auch bei ihr ist klar, wer es machen wird: die Agentur Butter aus Düsseldorf. Sie hat den NRW-Wahlkampf für die Sozialdemokraten gemacht.

Florian Oel

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false