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Wider den tierischen Ernst: Abschiebung ohne Prozess - der Schenkelklopfer

CSU-Generalsekretär Andreas Scheuer will straffällige Flüchtlinge umgehend abschieben lassen - das müsste doch die Auslober des Ordens wider den tierischen Ernst überzeugen. Eine Glosse.

Eine Glosse von Helmut Schümann

Niemand wird bestreiten, dass unsere Freunde im Süden, die Bayern, wenn mal nicht grantig, im Grunde ihres Herzens von fröhlicher Natur sind. Wenn die Musi spuilt und die Maß voll ist, dann wird gescherzt und gelacht, bis die Lederhose kracht. Erst recht, wenn die Maß leer ist und dann wieder voll.

Es ist daher nur folgerichtig, dass die nicht minder fröhlichen Gesellen tief im Westen auf die krachledernen Komiker aufmerksam geworden sind. Dort, in der Kaiserstadt Aachen, vergeben sie anlässlich des nun bald anstehenden Karnevals alljährlich den Orden wider den tierischen Ernst. Für den kann man sich zwar nichts kaufen, aber es ziert den Ordensträger als besonders feinsinnigen, pointierten, selbstironischen, stets heiteren Zeitgenossen, der auch schon mal fünfe gerade sein lassen kann. Und da gibt es doch im fränkischen Bayern dieses Urviech, der sich nicht nur zu Fasching immer gerne als künftiger Ministerpräsident verkleidet und schon so manchen Brüller rausgehauen hat. Der Markus Söder nämlich. Und genau der bekommt in diesem Jahr den Orden verliehen. Den wider den tierischen Ernst.

Söder, der schon als Jungmann den berühmten bajuwarischen Comedian Franz Josef Strauß als Poster und Vorbild über dem Bette hingen hatte, ist allerdings gerade mit etwas weniger gastfreundlichen Kommentaren aufgefallen. Aber das bekümmert die Aachener in ihrem gastfreundlichen Dreiländereck aus Deutschland, Holland und Belgien nicht sonderlich.

Und möglicherweise gerade weil das Aachener Festkomitee so freigiebig und großzügig ist, hat sich nun flugs der nächste Bayer und CSU-Parteifreund Söders um den Orden 2017 beworben. Der Generalsekretär Andreas Scheuer. Der schon wieder. Aber er hat das mit einem wirklich bahnbrechenden Schenkelklopfer gemacht. Einen, der einem das Wasser in die Augen schießen lässt. Scheuer hat in die Nähe von Aachen geschaut, nach Köln, und nach den Ereignissen dort in der Silvesternacht nun gefordert, straffällige Flüchtlinge mal gleich abzuschieben. Ohne Prozess, ohne Verhandlung, ohne Urteil.

Lustig, gell? Machen wir es wie die lustigen Polen, hebeln mal kurz den Rechtsstaat aus, machen ihn zum Rechts-Staat und schaffen die bei uns geltende Unschuldsvermutung, ein Kernpunkt unserer Rechtsstaatlichkeit, geschwind mal ab. Und das Lustigste kommt erst noch. Der Anwärter für den Orden wider den tierischen Ernst meint das auch noch ernst. Also in Aachen ruft man: „Oche alaaf!“

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