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WIE DAS REGIME IN SYRIEN REAGIERT: Höhnische Worte, jubelnde Soldaten

Auge in Auge mit dem amerikanischen Präsidenten – seit dem Wochenende fühlt sich Syriens Regime in dem ungleichen Duell zunächst einmal als Sieger. Entsprechend höhnisch tönt es aus Damaskus in Richtung Washington.

Auge in Auge mit dem amerikanischen Präsidenten – seit dem Wochenende fühlt sich Syriens Regime in dem ungleichen Duell zunächst einmal als Sieger. Entsprechend höhnisch tönt es aus Damaskus in Richtung

Washington. Der US-Präsident habe bei seiner Rede „zögerlich, enttäuscht und verwirrt“ gewirkt, stichelte Vize-Außenminister Faisal al Muqdad und appellierte an die US-Kongressabgeordneten, bei ihrer Abstimmung „Weisheit zu zeigen“. Im gleichen Atemzug tadelte er Frankreichs Präsident François Hollande und seinen Außenminister Laurent Fabius als „verantwortungslos“. Beide seien dabei, das eigene Volk zu täuschen, um ihre verfehlte Syrienpolitik zu rechtfertigen. Ein

Militärschlag aber werde nur

Al Qaida helfen und den Hass gegen Amerika vertiefen, dozierte al Muqdad und bestritt erneut, dass die Assad-Armee für das Giftgasmassaker am 21. August verantwortlich sei. Seit Jahrzehnten betrachten sich Syriens Machthaber als Treuhänder des arabischen Nationalismus sowie als Bollwerk gegen Israel und den amerikanischen Einfluss in der Region. Schon seit Tagen sendet das Staatsfernsehen Bilder von Militärmanövern und Menschenmengen, die ihren Soldaten zujubeln – unterlegt mit patriotischer Musik. Man sei in der Lage, jeder ausländischen

Aggression entgegenzutreten, brüstete sich Präsident Baschar al Assad, „genauso wie man jeden Tag den Angriffen im Inneren durch Terroristen und ihre Helfershelfer“ entgegentrete. Die staatliche Zeitung

„Al Thawra“ sieht den Nahen Osten sogar vor einer epochalen Wende. Man erlebe „den historischen Beginn des amerikanischen Rückzugs“, hieß es triumphierend. US-Präsident Barack Obama zögere, weil er die absehbare Niederlage vor Augen habe und befürchte, „dass seine Intervention zu

einem offenen Krieg wird“.

Ungeachtet aller rhetorischen Muskelspiele jedoch ließ die Armeeführung inzwischen alle wichtigen Kommandogebäude in Damaskus räumen und verlegte ihre Truppen zum Schutz vor amerikanischen Cruise Missiles in Moscheen, Schulen und Universitätsgebäude. Auch die drei großen Militärbasen rund um den internationalen Flughafen wurden evakuiert, die Areale anschließend

vom Stromnetz getrennt.

Zugleich berichteten Oppositionskreise, das Regime habe politische Gefangene in die

verwaisten Kasernen gebracht und eingesperrt, um sie als menschliche Schutzschilde gegen einen möglichen

amerikanischen Raketenhagel zu missbrauchen. M.G.

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