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Ein bisschen Glamour um Merkel. Die Kanzlerin plaudert mit dem deutschen Topmodel Heidi Klum und deren Mann, dem britischen Sänger Seal. Die zum Essen im Getty-Center geladene US-Filmprominenz blieb allerdings fern. Foto: AFP

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Politik: Wie im Kino

Kanzlerin Merkel macht in Hollywood Werbung für die deutsche Filmwirtschaft – und natürlich auch für sich selbst

Burbank - Es ist ein Treffen mit der anderen Art in den Warner-Filmstudios. Angela Merkel und Simon Baker stehen mitten auf Straße zwischen Filmkulissen und plaudern. „Was machen Sie denn gerade so?“, will die Kanzlerin wissen. Und der australische Hauptdarsteller der US-Erfolgsserie „Mentalist“ erklärt und lächelt. Kamerateams und Fotografen scharen sich um die harmlose Plauderei. Die Politikerin aus Deutschland will demonstrieren, wie sehr sie sich für Filme interessiert, und der Schauspieler möchte seine auch in Deutschland laufende Serie vermarkten. Also werden Bilder gebraucht.

Das Programm der Kanzlerin in Los Angeles konnte fast den Eindruck vermitteln, als wolle sie ins Filmgeschäft einsteigen. Noch vor dem Termin im Filmstudio gab es ein Frühstück mit Kaliforniens Gouverneur Arnold Schwarzenegger, bekannt auch als „Terminator“ im Kino. Dann Mittagessen im Getty-Center mit Filmproduzenten und Schauspielern. Doch auch wenn sich die Amerikaner parteiübergreifend für die Biografie der ostdeutschen Kanzlerin begeistern: Bei ihrem Besuch geht es nicht etwa um eine Verfilmung der Geschichte des „Mädchens aus dem Osten“, sondern um knallharte deutsche Interessenvertretung.

Denn längst ist das Filmgeschäft ein wichtiger transatlantischer Wirtschaftsfaktor geworden. Ob es um US-Filme wie „Walküre“, „Inglourious Basterds“ oder Roman Polanskis „Ghostwriter“ geht – immer mehr Hollywoodproduktionen sind zumindest zum Teil in Deutschland entstanden und aus Deutschland mitfinanziert. Im Frühjahr starten mit dem Thriller „Unknown white male“ von Liam Neeson sowie Roland Emmerichs „Anonymus“ zwei große internationale Koproduktionen mit Filmaufnahmen in Deutschland.

Als große Chance bezeichnet Merkel denn auch die Filmwirtschaft. Und die angereisten Vertreter deutscher Produktionsfirmen betonen, wie wichtig ein „Türöffner-Besuch“ auf dieser hohen politischen Ebene auch in Hollywood sei. „Es gibt noch Spielraum nach oben“, sagt etwa Christoph Fisser, Chef des Filmstudios Babelsberg, zur transatlantischen Zusammenarbeit. Es gebe zurzeit großes Interesse an einer Verlagerung eines Teils der Produktion aus dem teuren Kalifornien. Deutschland habe da viel zu bieten. „Zum einen ist Deutschland mittlerweile der Technikstandort Nummer eins in der Filmindustrie“, betont etwa Achim Rohnke, Chef der Bavaria-Film-Gruppe, die mit Warner zusammen Filme produziert. Beim Umbruch ins digitale Zeitalter seien deutsche Experten sehr gefragt. Städte wie Berlin oder München seien zudem bei US-Stars sehr beliebt.

Ein weiterer Grund, das vermerkt auch die Kanzlerin, ist die staatliche deutsche Filmförderung. Zwar hat die große Koalition die steuerliche Abschreibung für private Filmfonds gestoppt. Aber dafür wurde 2007 der Deutsche Fimförderfonds gegründet, der bisher mehr als 178 Millionen Euro an Steuermitteln als Zuschuss in die Filmproduktion gesteckt hat. „Daneben gibt es ein großes Netz ergänzender regionaler Filmfördermöglichkeiten“, sagt Rohnke. Vielleicht wird da das Leben der im Kommunismus aufgewachsenen Merkel doch noch zum Drehbuchstoff. Wie schwer es jedoch ist, in der glamourösen, aber unpolitischen Welt Hollywoods zu reüssieren, zeigte sich beim Mittagessen. Zwar kam deutsche Prominenz wie Thomas Gottschalk und Heidi Klum. Die eingedeckten Plätze von Bruce Willis und Nicole Kidman aber blieben leer.

Doch nicht nur um den Film ging es der Kanzlerin. Deutschland will auch die wissenschaftliche Zusammenarbeit mit den USA forcieren. „Die Schwerpunkte sollen dabei in den Bereichen Energie/Klima, Gesundheit und der Sicherheitsforschung liegen“, sagte Cornelia Quennet-Thielen, Staatssekretärin im Bundeswissenschaftsministerium. Mit ihren Besuchen in den Forschungseinrichtungen von SAP, VW und Bayer bei San Francisco sowie in den Nationalen Forschungslabors der Universität Berkeley wollte Merkel das Augenmerk darauf lenken, dass bereits etliche Firmen aus Deutschland in Kalifornien aktiv sind. Andreas Rinke (rtr)

Andreas Rinke (rtr)

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