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Politik: Wird Vertrauter Schilys neuer BKA-Chef?

Innenminister setzt offenbar auf Bundesgrenzschutz-Chef Kass

Berlin . Der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Ulrich Kersten, steht offenbar kurz vor der Ablösung. „Heißer Kandidat“ für die Nachfolge sei der Leiter der Bundesgrenzschutzabteilung des Bundesinnenministeriums, Rüdiger Kass, erfuhr der Tagesspiegel am Dienstag aus regierungsnahen Kreisen. Dieser sei ein „Intimus“ von Innenminister Otto Schily (SPD) und ein „wirklich geeigneter Anwärter“, hieß es weiter. In der vergangenen Woche habe Schily bereits ein Gespräch mit Kass geführt. Der Innenminister müsse sich aber noch mit Bundeskanzler Gerhard Schröder (SPD) abstimmen. Spätestens Ende dieser Woche werde eine Entscheidung fallen. Das Bundesinnenministerium lehnte eine Stellungnahme zur Zukunft von BKA-Chef Kersten (62) ab. Zu Personalspekulationen wolle man sich nicht äußern, sagte eine Sprecherin am Dienstag.

Kass wurde unter dem damaligen CDU-Innenminister Manfred Kanther Abteilungsleiter und ist seit 1996 Chef der Grenzschutzabteilung. Schily wollte beim Regierungswechsel 1998 nicht auf Kass verzichten und nutzte deshalb nicht die Möglichkeit, ihn in den Ruhestand zu versetzen. Die „Frankfurter Allgemeine Zeitung“ berichtete, Schily plane darüber hinaus weitere Personalveränderungen an der BKA-Spitze. Davon seien die Vizepräsidenten und einige Abteilungsleiter betroffen.

Kersten war wegen des geplanten Umzugs des BKA von Wiesbaden nach Berlin und wegen der vorgesehenen Schließung des BKA-Standortes Meckenheim bei Bonn in die Kritik geraten. Der Behördenchef hatte Schilys Umzugspläne gekannt und unterstützt. Für die BKA-Mitarbeiter, die heftig gegen einen Umzug protestierten, kamen die Neuigkeiten überraschend. Auf Demonstrationen forderten sie Kerstens Rücktritt. Auch die Landtage in Nordrhein-Westfalen und Hessen waren von den Plänen nur wenig begeistert. Nach dem öffentlichen Druck nimmt Innenminister Schily inzwischen offenbar selbst von seiner Idee Abstand, das BKA teilweise nach Berlin umzusiedeln. Es werde eine „Bestandsgarantie“ für den Standort Meckenheim geben, hieß es in regierungsnahen Kreisen. Ähnliches verlautete aus der NRW-Landesregierung. In Düsseldorf hieß es aber, die Bestandsgarantie gelte bislang nicht für die Führungsspitze. Der SPD-Innenexperte Dieter Wiefelspütz lehnte eine Bestandsgarantie für die Standorte Meckenheim und Wiesbaden gegenüber dem „Kölner Stadt-Anzeiger“ ab.

Als möglichen Nachfolgekandidaten für Kersten brachte der „Kölner Stadtanzeiger“ außerdem den Chef von Europol, Jürgen Storbeck, ins Gespräch. Der 57-Jährige war vor seinem Wechsel zu Europol Abteilungspräsident beim BKA. Der stellvertretende Vorsitzende der Unions-Fraktion, Wolfgang Bosbach, sagte der Zeitung, im Innenministerium gebe es den Wunsch, dass wieder ein Polizeibeamter den Posten einnehme. Storbeck habe einen guten Ruf. Gegen Storbeck spricht jedoch, dass er bei Europol bis zum Sommer in Den Haag gebunden ist. Dass Schily so lange warten will, gilt jedoch als unwahrscheinlich.

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