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Politik: Woche der Staatsbesuche: Deutschland empfängt - und die Außenpolitik zeigt einen neuen Stil (Kommentar)

Wieder geht eine Woche der Staatsbesuche und politisch bedeutsamen Begegnungen zu Ende, und jeder Tag war Alltag. Beginnend bei Frankreichs Staatschef Jacques Chirac über Nato-Generalsekretär George Robertson, US-Außenministerin Madeline Albright, den britischen Premier Tony Blair, die Präsidentin Vaira Vike-Freiberga (Lettland) und ihren Amtskollegen Hugo Banzer (Bolivien) bis zu Chinas Regierungschef Zhu Rongji, alle machten sie freundschaftlich ihre Aufwartung.

Wieder geht eine Woche der Staatsbesuche und politisch bedeutsamen Begegnungen zu Ende, und jeder Tag war Alltag. Beginnend bei Frankreichs Staatschef Jacques Chirac über Nato-Generalsekretär George Robertson, US-Außenministerin Madeline Albright, den britischen Premier Tony Blair, die Präsidentin Vaira Vike-Freiberga (Lettland) und ihren Amtskollegen Hugo Banzer (Bolivien) bis zu Chinas Regierungschef Zhu Rongji, alle machten sie freundschaftlich ihre Aufwartung. Manche wurden nur zur Protokollnotiz. Woran liegt das?

So viel ist sicher: Die Hauptstadt Berlin ist zu einer internationalen Drehscheibe geworden. Mehr als es Bonn je war, was aber nicht nur mit dem Flair zu tun hat. Chirac war es, der im Reichstag, ausgerechnet, einen sehr direkten Hinweis gegeben hat: Deutschland, sagte er, sei jetzt eine "Großmacht". Das aus dem Mund eines stolzen Gaullisten - das Echo auf diese Einschätzung war überraschend gering.

"Großmacht", der Begriff klingt allerdings auch für die gewachsene demokratische deutsche Republik noch zu groß, zu großspurig. Auf Anzahl und Bedeutung der Besucher bezogen, die manchmal nur für ein paar Stunden kommen, um sich mit ihren Kollegen abzustimmen, lässt sich leichter sagen: Deutschland ist zu einer Orientierungsmacht geworden.

Ausschlaggebend dafür sind bekannte, aber wirkungsvoller gewordene Faktoren. Einmal die Lage: Deutschland liegt eingebettet in ein Europa, das sich immer weiter nach Osten hin öffnet. Es war geopolitisch immer wichtig, als militärisches Vorfeld, nun hat es Brückenfunktion. Zum zweiten die bündnispolitische Komponente: Die Bundesrepublik ist inzwischen ein auf vielfache Weise erprobter und verlässlicher Partner, der seit der Vereinigung immer mehr Pflichten übernommen hat. Außerdem hat Deutschland immer noch viel Geld.

Spektakulär ist das alles aber nicht mehr. Aufsehen erregend ist eher, dass es nur noch selten Aufsehen gibt. Zum Beispiel, wenn Irans Präsident am 10. Juli kommen sollte. Insgesamt aber setzt sich die deutsche auswärtige Politik ruhig, kontinuierlich und, ja, logisch fort: Adenauers Westintegration, Brandts Entspannungspolitik, Kohls Freundschaftspolitik - das alles führt zu Gerhard Schröders selbstbewusster Außenpolitik, die dem Stil nach Weltinnenpolitik ist. Sie bietet Orientierung. In Berlin fallen die Besucher nicht mehr auf, weil nicht mehr jeder Besuch zelebriert wird. Im Vordergrund steht handwerkliche Professionalität.

Nächste Woche kommen EU-Außenminister Javier Solana und UN-Generalsekretär Kofi Annan. Und ein paar andere auch noch. Erwartet wird der ukrainische Präsident Leonid Kutschma. Das nur fürs Protokoll.

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