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Politik: Wunderliche Begründung: Defekt am Flugzeug der Bundesluftwaffe

"Wir sind sehr erstaunt", sagte der Sprecher des Schweizer Außenministeriums, Ruedi Christen.Der Diplomat in Bern ist nicht der Einzige, der sich darüber wundert, dass Gerhard Schröder am Freitag seinen Antrittsbesuch in der Schweiz abgesagt hat.

Von Robert Birnbaum

"Wir sind sehr erstaunt", sagte der Sprecher des Schweizer Außenministeriums, Ruedi Christen.

Der Diplomat in Bern ist nicht der Einzige, der sich darüber wundert, dass Gerhard Schröder am Freitag seinen Antrittsbesuch in der Schweiz abgesagt hat. Nun hatte das "Challenger"-Flugzeug der Bundesluftwaffe, mit dem Schröder um 9 Uhr 45 Uhr in Basel hätte landen sollen, einen ernsten technischen Defekt. Aber dass es unmöglich gewesen sein soll, für den Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland Ersatz zu beschaffen - daran haben Kenner der Materie erhebliche Zweifel.

Was war passiert? Am frühen Morgen war die "Challenger" vom Stützpunkt der Flugbereitschaft aus nach Berlin geflogen. Dieser Stützpunkt ist weiterhin Köln-Wahn, und daran soll sich auch nichts ändern: Die Verlegung in die Bundeshauptstadt gilt als viel zu teuer. In Berlin gelandet, stellte die Besatzung einen Defekt an der Fahrwerksbremse fest. Das ist ein ernster Schaden: Wenn ein Flugzeug nach dem Aufsetzen mit einigen hundert Stundenkilometern über die Landebahn fegt, ist die Bremse lebenswichtig.

Schröder sagte daraufhin die Visite ab. "Das Bedauern auf unserer Seite ist groß", sagte Schröders Sprecher Uwe-Karsten Heye. Doch eine Ausweichmaschine sei nur in Köln/Bonn verfügbar, wo die Flugbereitschaft der Bundeswehr seit Jahr und Tag ihre Zentrale hat. Dort sei sie aber weder vorbereitet noch sei eine Crew an Ort und Stelle gewesen, dann der Flug nach Berlin - kurz: Die Verpflichtungen des halbtägigen Besuchs wären "auf keinen Fall einzuhalten" gewesen.

Schröder habe mit der Schweizer Bundespräsidentin Ruth Dreifuss telefoniert, ersatzweise ein Treffen am Rande des Weltwirtschaftsforums - im Februar in Davos - vereinbart und keinerlei Verstimmung festgestellt. Und jetzt bearbeite er Aktenberge im Kanzleramt. Auch das ist dann und wann offenbar wichtig.

Nun ist es gewiss richtig, dass es einige Zeit dauert, eine Ersatzcrew aufzutreiben; weitere gut zwei Stunden, um eine "Challenger" startklar zu machen, und dann noch mal eine Stunde bis Berlin.

Aber - so versichern jedenfalls Militärs, die sich auskennen - selbst mit großzügig berechneten weiteren Verzögerungen hätte spätestens um 13 Uhr 30 ein Ersatz startklar in Berlin stehen können. Um 15 Uhr 15 aber sollte erst das offizielle Besuchsprogramm in Bern beginnen. Was Wunder, dass sich da manche wundern.

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