Politik: Zehn Übergriffe pro Woche Opfervereine: Im Vorjahr
551 rechte Gewalttaten im Osten
Berlin. In Ostdeutschland werden offenbar pro Woche mehr als zehn rechte Gewalttaten verübt. 2003 haben Opferberatungsstellen in den fünf Ländern und Berlin insgesamt 551 Angriffe (Körperverletzung, Nötigung und Bedrohung) registriert. Mit 141 Delikten liegt Sachsen an der Spitze, gefolgt von Brandenburg (116), Thüringen (91), Berlin (73), Sachsen-Anhalt (66) und Mecklenburg-Vorpommern (64). Die Fälle wurden von acht Initiativen recherchiert, die Opfer rechter Gewalt betreuen und im „civitas“-Programm von der Bundesregierung gefördert werden.
Die Daten der Opferberatungsstellen liegen vermutlich weit über den zu erwartenden offiziellen Zahlen. Einen Hinweis darauf gibt Brandenburg, das als erstes Land Zahlen meldete. Das Innenministerium registrierte 87 einschlägige Gewalttaten – 29 weniger als der Potsdamer Verein Opferperspektive, der zu den acht Initiativen gehört. Diese halten ihre Zahlen nur für „Annäherungswerte“, da sie eine hohe Dunkelziffer vermuten. Vor allem Flüchtlinge und Jugendliche erstatteten nur selten Anzeige bei der Polizei.
Nach den Recherchen der Initiativen waren von den 551 rechten Attacken 808 Personen betroffen. 337 davon wurden Opfer rassistischer Gewalt. Bei ihnen handelt es sich um Migranten, Deutsche mit ausländischer Herkunft und solche, die von rechten Tätern irrtümlich für Ausländer gehalten wurden. 322 Opfer waren Angehörige nicht rechter jugendlicher Subkulturen, wie Hiphopper, aber auch „normale“ Personen. Die weiteren Opfer sind Linke und andere aktive Nazi-Gegner, Homosexuelle, Juden und Obdachlose. Es waren fünfmal mehr Männer als Frauen das Ziel rechter Angriffe.