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Hernnhuter Weihnachtssterne funkeln im Schlosshof von Schwarzenberg im Erzgebirge.

© Hendrik Schmidt/dpa-Zentralbild/ZB

Frohe Weihnachten: Zeit zur inneren Einkehr

Das Fest ist eine Chance, uns auf das Wesentliche zu besinnen. Das Nachdenken darüber ist zugleich ein Aufruf zur Rechtschaffenheit. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stephan-Andreas Casdorff

Gesegnete Weihnachten! Ja, das wollen wir uns wünschen. Und wir können es uns auch wünschen. Denn diese Tage jetzt sind eine definierte Zeit. Eine genau bemessene und trotzdem freie. Eine, die wir nutzen können zu so vielem: zur inneren Einkehr, zur Besinnlichkeit, zur Besinnung.

Genau das ist die Chance – sich aufs Wesentliche zu besinnen. Wer will, der kann dazu in die Gotteshäuser gehen, kann dort versuchen, sich selbst zu finden. Aber wer mit diesen Orten, den dort gesprochenen Worten nichts anfangen kann oder will? Der kann dennoch erfahren, dass ihm und ihr das Fromme innewohnt.

Spiritualität ist nicht notwendigerweise eine Frage des äußeren Orts. Jeder ist sich selbst sein eigener Ort. Zwiesprache kann auch so gelingen, ohne Messe. Das Bedeutsame an der Kirche ist allerdings, dass sie durch gleichsam institutionalisierte Auseinandersetzung mit Worten einen Raum schafft. Den nötigen zum Nachdenken, zum Nachsinnen, zur Besinnung.

Da lohnt sich das Hinhören, Hineinhören für jeden Einzelnen. Denn wann haben wir schon mal Gelegenheit, uns Momente zu schaffen, in denen wir nicht dieser Vielzahl von Öffentlichkeiten ausgesetzt sind? Wir alle befinden uns doch, und das zunehmend, in Echokammern. So viele Worte hallen, kehren unablässig wieder – aber wie sollen sie verstanden werden?

In diesen Tagen ist das gottlob die Frage. Verbunden mit der, welchen Sinn man den Worten gibt. Es reicht nicht, eine Vielzahl von Stimmen zu sammeln, die sagen, was zu tun sei. Sondern seine eigene zu finden, um das zu tun, was in diesen festlichen Tagen ganz besonders das Thema ist: das Gute. Dafür müssen wir Gelegenheit haben, uns selbst zu sammeln.

Aussprechen können, was ist

Der innere Ort kann damit Ausgangspunkt für eine gelebte Frömmigkeit werden. Der Fromme nimmt das Wort, die Bibel. Was er dann in sich hört, wenn er darüber nachdenkt, kann er die Stimme Gottes nennen – oder auch nicht. Fromm ist ja auch ein Wort für rechtschaffen. Man kann das Nachdenken gut auch als Aufruf zur Rechtschaffenheit verstehen.

Das alles wird politisch, wenn es denn wirksam werden will. Werden soll. Es muss ausgesprochen werden, wie sich zum Guten wenden kann, was uns alles geschieht.

Nur eine kleine Minderheit der Weltbevölkerung lebt in einer Gesellschaft, in der man sich frei äußern kann, hat das kirchliche Hilfswerk „Brot für die Welt“ festgestellt. Das ist das Geschenk, das wir gerade zur Weihnachtszeit annehmen sollten: dass wir aussprechen können, was ist, und ansprechen, was sein soll.

Politisch ist alles um uns herum. Das sagt auch die Kirche. Es ist schließlich die Gesellschaft, in der wir leben, die Stadt, das Land, seit den alten Griechen. Umso mehr müssen wir uns aufs Wesentliche besinnen. An jedem Ort. Auf diese Weise können wir uns und unsere Gesellschaft zum Besseren ertüchtigen, wie der frühere Bundespräsident Joachim Gauck gesagt hätte, ein evangelischer Pastor. Welch ein Glück. Welch ein gesegnetes Weihnachtsfest. Nutzen wir die Zeit.

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