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Politik: Zweierlei Massensterben

Den Opfern der fehlgelenkten Bombe von Surdulica hilft es nichts, daß die NATO sie nicht töten wollte.Ihr Sterben läßt sich durch das Bedauern nicht ungeschehen machen.

Den Opfern der fehlgelenkten Bombe von Surdulica hilft es nichts, daß die NATO sie nicht töten wollte.Ihr Sterben läßt sich durch das Bedauern nicht ungeschehen machen.Diese Unerbittlichkeit des Todes, die nicht unterscheidet nach den Umständen, fördert die Neigung, Tote gegeneinander aufzurechnen.Rudolf Scharping hantiert mit Fotos von Massakern, die Serben an Kosovo-Albanern begangen haben sollen.Das serbische Fernsehen weidet die Bilder von zerstörten Wohnhäusern aus.Doch es liegen Welten zwischen beiden Formen des Massensterbens.An den Berichten über serbische Massaker mag das eine oder andere übertrieben sein.Am Gesamtbild ändert das nichts: Belgrad führt mit voller Absicht einen Vertreibungskrieg gegen das Volk der Kosovo-Albaner.Die NATO bemüht sich, Zivilisten zu schonen, soweit das in einem Krieg überhaupt geht.Wenn die Entschuldigungen aus Brüssel gestern so matt klangen, hat das mit dem Dilemma der Allianz zu tun: Sie will Klarheit über ihren Teil der Verantwortung, ehe sie sich äußert.Sonst kann Belgrad ihr allzu leicht Katastrophen anlasten, die ganz oder teilweise inszeniert wurden - beim Beschuß des Flüchtlingstrecks steht dieser Verdacht weiter im Raum.Zum anderen weiß die NATO, daß Unglücke wie in Surdulica die Zweifel an der Intervention beleben.Im Westen kann man sie offen debattieren.In Belgrad werden Kritiker mundtot gemacht - wie jetzt Vuk Draskovic.

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