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Politik: Zwischen Randale und Betrug In Frankreich wurden 1147 Autos angesteckt

Paris - Alle Jahre wieder brennen in der Silvesternacht in Frankreichs Städten Autos. Während diesseits des Rheins die Böller krachen, werden von Straßburg bis Bordeaux und von Lille bis Marseille Autos abgefackelt.

Paris - Alle Jahre wieder brennen in der Silvesternacht in Frankreichs Städten Autos. Während diesseits des Rheins die Böller krachen, werden von Straßburg bis Bordeaux und von Lille bis Marseille Autos abgefackelt. 1147 Fahrzeuge gingen zur Jahreswende in Flammen auf, teilte das Innenministerium am Freitag mit. Das ist ein Drittel mehr als vor einem Jahr; damals waren am Neujahrs morgen 879 ausgebrannte Wracks gezählt worden. Vor einem Jahr erschien diese Zahl vor dem Hintergrund der zur Jahreswende 2005 angezündeten 425 Autos schon als kaum noch zu übertreffender Rekord.

Das sollte anders werden. In seinem Feldzug gegen die alltägliche Gewalt hatte Staatspräsident Nicolas Sarkozy insbesondere auch den Silvester-Pyromanen den Kampf angesagt. 35 000 Polizisten wurden diesmal zur Jahreswende mobilisiert, 7000 mehr als ein Jahr zuvor. 288 Personen wurden festgenommen. Das sind laut Innenministerium elf Prozent mehr als 2007, als der Polizei 259 zumeist jugendliche Brandstifter ins Netz gingen. Doch genützt hat der massive Einsatz offensichtlich nicht viel, wie die Zahl der abgefackelten Autos zeigt.

Innenministerin Michèle Alliot-Marie ist ratlos. Sie hatte sich zunächst gefreut, dass es in der Neujahrsnacht keine größeren Gewalttaten gab. Eine halbe Million Menschen begrüßte auf den Champs-Élysées in Paris das neue Jahr, ohne dass es zu nennenswerten Zwischenfällen kam. Auch in anderen Städten war es laut Ministerium „eher ruhig“. Zur Statistik der vergangenen zwölf Monate steht das Feuerwerk der letzten Nacht im alten Jahr ebenfalls in Kontrast. Mit 36 722 angezündeten Autos weist 2008 nämlich insgesamt gegenüber dem Vorjahr einen Rückgang um 15 Prozent auf.

Für den Widerspruch warteten Experten des Ministeriums mit einer überraschenden Erklärung auf. Bei den Brandstiftern handele es sich nicht nur um Gewalttäter, sondern auch um Versicherungs betrüger. Sie wollten von einem neuen Gesetz profitieren, nach dem für zerstörte Autos bis zu 4000 Euro aus einem Garantiefonds bezahlt werden. Deshalb hätten auch in ländlichen Gebieten Autos gebrannt, in denen dieses Phänomen bisher unbekannt war. Hans-Hagen Bremer

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