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Politik: Zwölf gegen Schröder

Die Initiatoren des Mitgliederbegehrens in der SPD: Wer sie sind und was sie wollen

DER STREIT UM DIE SOZIALREFORMEN

Der 30jährige Jurist führt die Jusos in Bayern. Seit 1989 ist er Sozialdemokrat; dies ist seine erste Legislatur im Bundestag. Pronold gilt als heimlicher Organisator des Widerstands gegen Schröders Reformpläne und gibt sich heute in seinem Protest sehr entschieden. Dass seine Homepage jener der Aktivisten von „Wir sind die Partei“ auffällig gleicht, ist kein Zufall. Kritiker halten Pronold für einen Jungpolitiker mit großem Ego.

Der 38-jährige Biologe stammt aus Hagen, einer Stadt, die für Aufmüpfige in den eigenen Reihen berühmt ist. Röspel ist als Nachfolger von Margot von Renesse neuer Vorsitzender der Enquete-Kommission „Ethik und Recht der modernen Medizin“. Der Gen- und Forschungs-Spezialist galt bislang als Mittler in der Partei. Dass er als Fachfremder nun zu den Rebellen gehört, hat viele in der Fraktion überrascht.

Der 63-jährige Industriekaufmann, seit 1956 in der SPD, gilt als sozialdemokratisches Urgestein. Sein Hintergrund sind Gremien, Verwaltungsräte, Gewerkschaften und kommunale Einrichtungen in seinem Wahlkreis Nürnberg-Süd. Als „Sozialpolitiker durch und durch“ und als „Überzeugungstäter“ schildern ihn Parteifreunde. Bekannt wurde Schmidbauer durch seine Arbeit im Aids-Untersuchungsausschuss.

Schösser ist ebenfalls Industriekaufmann und führt den DGB in Bayern. Der 55-Jährige gehört dem Bundestag seit 1998 an. Zuvor saß er im Bayerischen Landtag. Schösser verfügt über reichlich Erfahrung in den Gremien der Sozialversicherungen. Wie Schmidbauer gilt er als Überzeugungstäter, der ehrlich empört ist über den Verlust sozialdemokratischer Identität, die der Kanzler seiner Partei angeblich zumutet.

Seit fast 30 Jahren in der SPD, hat sich Barthel als Kritiker der Auslandseinsätze deutscher Soldaten einen Namen gemacht. Seit 1994 sitzt er im Bundestag. In der Sozialpolitik hat er sich bislang nicht als Hardliner hervorgetan. Der Bayer arbeitete lange für die ÖTV. Sein langjähriger Gewerkschaftshintergrund mag erklären, warum er nun nicht länger als moderat gilt, sondern sich ins Lager der Aufständischen begeben hat.

Vor allem mit Umwelt- Energie- und Kulturpolitik hat sich der 61-jährige Chemie-Ingenieur aus Bayern, lange Stadtrat in Landshut und seit 1990 im Bundestag, beschäftigt. Lange arbeitete er für die ÖTV, die Arbeiterwohlfahrt, den Kinderschutzbund und das Diakonische Werk. In der SPD ist er seit 1959. Der Schutz der Donau und der Alpen, die Sicherheit deutscher Kernkraftwerke: Dies waren bisher seine Themen.

Der 60-jährige Neubrandenburger ist Psychologe und Diplomsportlehrer. Nach der Wende wurde er Bürgermeister von Waren; seit 1998 sitzt er im Bundestag. Zur SPD kam er vom Neuen Forum. Die Gesundheits- und die Sport-Politik waren bislang seine vorrangigen Themen. Ausführlich beschäftigte er sich mit den Folgen des Dopings im DDR-Sport. Als Rebell gegen Schröder hatte ihn kaum einer auf der Rechnung.

Über lateinamerikanische Literatur hat die 59-jährige Rostockerin promoviert. Auch sie kam über das Neue Forum zur SPD. In den Bundestag zog sie mit den Einheitswahlen vom Oktober 1990 ein. Die Verkehrs- und Wohnungsbaupolitik war bislang ihr Thema. Wie bei den anderen SPD-Rebellen aus den neuen Ländern gilt die dramatische Wirtschaftslage ihrer Heimat als ihre Motivation zum Aufstand gegen Schröder.

Der 57-jährige Jurist aus dem Saarland ist als Ex-Bundesgeschäftsführer der Partei der prominenteste Rebell. Schreiner führt die Arbeitsgemeinschaft für Arbeitnehmerfragen. Bereits die Hartz-Kürzungen der Arbeitslosenhilfe lehnte er ab. Heute gibt er sich kompromissbereit: Es gehe ihm um eine gleichmäßige Belastung, sagt er, um Zumutungen für alle. Die Vermögensteuer müsse wieder auf den Tisch.

Seit 1980 sitzt die 58-jährige Volkswirtin aus dem bayerischen Pfronten im Bundestag. Im SPD-Parteivorstand ist Skarpelis-Sperk eine ausgewiesene Linke. Intern gilt sie bei ihren Kritikern als unerbittlich, zuweilen auch als enfant terrible. In der Mazedonien-Abstimmung im August 2001 sorgte sie dafür, dass die Regierung ihre eigene Mehrheit verfehlte. Gegen Schröders „Agenda 2010“ votierte sie bereits im SPD-Vorstand.

Der 53-jährige Rechtsanwalt aus Gießen stieß 1969 zur SPD. Seit 1998 sitzt er im Bundestag. Im Streit um Schröders Reformen hat Veit bereits damit gedroht, sein Mandat zurückzugeben, sollte weder der Sonderparteitag noch das Mitgliederbegehren zu einer Bestätigung seiner Position führen. Veit war lange Landrat seines Heimat-Kreises. Wie die meisten seiner Kollegen ist er Gewerkschaftsmitglied.

In der DDR hielt sich die 47-jährige Sonderpädagogin aus Sachsen-Anhalt von allen Parteien und Organisationen fern. Sie war Hausfrau und später Erzieherin. Nach der Wende wurde sie Schulleiterin. Im Bundestag ist Wolff seit 1998. Ihr Wahlkreis im Elbe-Havel-Gebiet hat eine sehr hohe Arbeitslosigkeit. Wie andere Ostdeutsche unter den Rebellen ist es diese Lage vor Ort, die ihren Widerstand motiviert. rvr

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