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Bis zu 15 Pakete kann der Lieferroboter mitnehmen. Per App erfahren Kund:innen die Ankunftszeit.

© Felix Noak

Postbote auf Rädern: Wie Lieferroboter die Logistik bereichern könnten

Das Verbundprojekt „BeIntelli“ arbeitet an der Entwicklung von intelligenten Verkehrssystemen – für eine digitale und nachhaltige Stadtlogistik.

Von Sybille Nitsche

Sehr groß ist er nicht. Und er kann auch nur 20 Kilogramm schleppen – dieser automatisiert fahrende Lieferroboter in den Ausmaßen von 78 mal 54 mal 83 Zentimetern. Aber die Probleme, die er schultern soll, sind gewaltig: Er soll helfen, die vom Onlinehandel verstopften Straßen zu befreien sowie den CO2- und den Schadstoffausstoß der Lieferwagen zu reduzieren; und das alles unter der Prämisse, dass jedes Produkt rund um die Uhr in kürzester Zeit immer lieferbar ist. Sind das dann doch etwas zu viele Erwartungen an den eckigen Postboten auf vier Rädern? „Das werden wir jetzt herausfinden müssen“, sagt Logistikprofessor Frank Straube, an dessen Fachbereich vier automatisiert fahrende Lieferroboter in verschiedenen Anwendungsszenarien getestet werden.

Eines dieser Szenarien ist die Zustellung von Paketen an Privatkunden. „Durch den boomenden Onlinehandel stehen der stationäre Handel und die Logistikbranche vor der Situation, dass der Kunde immer öfter in immer kleineren Mengen Waren bestellt und diese in kürzester Zeit haben möchte. Für den stationären Handel bedeutet das: Er muss ebenfalls alle Waren immer verfügbar halten, wenn er mit dem Onlinehandel konkurrieren will. Das veränderte Kaufverhalten führte dazu, dass 2021 in Deutschland pro Tag 15 Millionen Sendungen an rund neun Millionen Haushalte zugestellt wurden. Das entspricht einer Steigerung um 11,2 Prozent im Vergleich zum Vorjahr“, sagt Frank Straube.

Da nicht davon auszugehen ist, dass sich dieser Trend beruhigt, hat das Team um Straube ein Konzept entwickelt, in dem KI-gestützt automatisiert fahrende Fahrzeuge eine zentrale Rolle spielen: Das Konzept sieht vor, automatisierte Lieferwagen von der Größe eines Vans in Logistikzentren, die sich meist in städtischen Randlagen befinden, mit vier automatisierten Lieferrobotern und je 15 Paketen zu bestücken.

In einer zuvor durch Künstliche Intelligenz (KI) errechneten optimierten Route bringt der Van die vier Lieferroboter an die Orte, die sich in der Nähe der zu beliefernden Kundinnen und Kunden befinden. Dort wird der kleine Lieferroboter auf dem Gehweg abgesetzt und macht sich auf dem kürzesten Weg, ebenfalls durch KI errechnet, auf zum Kunden, um das Paket zuzustellen. Dieser ist zuvor über eine App über die Zustellungszeit informiert worden. Bis Sommer 2024 soll die Zustellung von Paketen mit den Lieferrobotern auf dem Kurfürstendamm getestet werden.

Die Forschungen sind Teil des Verbundprojektes „BeIntelli“, das von TU-Professor Sahin Albayrak (Leiter des Distributed Artificial Intelligence Laboratory) geleitet wird. In dem Projekt arbeiten zwölf Partner an der Entwicklung von intelligenten Verkehrssystemen mit automatisierten Fahrzeugen auf der Basis von Künstlicher Intelligenz.

„Unsere Testphase dient dazu, verlässliche Daten zu sammeln: zum Beispiel darüber, ob der Roboter mit den richtigen Paketen für seine festgelegte Route beladen wird, und wie viele Pakete die Roboter in welcher Zeit übergeben können. Oder wie sie sich auf stark frequentierten Gehwegen wie beidseits des Kurfürstendamms verhalten“, zählen Julian Maas und Maximilian Bähring, wissenschaftliche Mitarbeiter im Projekt, einige der zu erfassenden Daten auf. Aber auch Erkenntnisse hinsichtlich der Akzeptanz sollen gewonnen werden. Tolerieren die Bürger diese Lieferroboter oder fühlen sie sich beobachtet?

Ein zweites Anwendungsszenario, das erforscht wird, ist die schnelle Verteilung von Lebensmitteln, deren Haltbarkeitsdatum abläuft, auf andere innerstädtische Filialen sowie der schnelle Warenaustausch zwischen Filialen einer Handelskette für den Fall, dass in einer Filiale ein Produkt fehlt.

„Für all diese Ereignisse ist der Einsatz der automatisierten Lieferroboter auf der letzten Meile denkbar. Die Betonung liegt auf der letzten Meile, denn natürlich werden diese Roboter nicht den gesamten Lieferverkehr ersetzen können“, sagt Frank Straube. „Für uns sind die automatisierten Roboter ein Baustein für eine digitale, intelligente und nachhaltige Stadtlogistik und damit eine ökologische und ökonomische Alternative zu den konventionellen Zustellungskonzepten. Und unser Ziel ist es, dies zu beweisen.“

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